Sanssouci
: Vorschlag

■ Maurice Bejarts "Le Concours" an der Staatsoper

Tod einer Tänzerin. In der Ballettwelt gehört das zum Alltag. Gerade in den romantischen Klassikern wimmelt es nur so von weißen Schwänen und Giselles, die auf zarteste Weise ihr Leben auf der Bühne aushauchen. Bei Béjart allerdings geht es der Tänzerin auf recht ungewöhnliche Weise an den Kragen: Im Ballett „Le Concours – Der Wettbewerb“ (deutsche Erstaufführung am vergangenen Freitag an der Staatsoper Unter den Linden) hat er sich dem Genre der Detektivgeschichten zugewandt. Seine Tote (Nadja Saidakova) – die hochbegabte Teilnehmerin eines internationalen Ballettwettbewerbs – wird von einem Pistolenschuß hinterrücks niedergestreckt.

Man versteht nach und nach den irritierenden Untertitel des Stücks – „Ein Film von Maurice Béjart“. Da gibt es den Detektiv (Oliver Matz) mit Trench und Borsalino; die Mutter der Toten, eine alternde, dem Wahnsinn verfallene Ballerina; den TV-Choreographen Günther und andere skurrile Gestalten. „Le Concours“ ist eine Liebeserklärung an den schönen Schein, in der die Merkwürdigkeiten der Tanzwelt aufs Korn genommen werden, in der Film-Klassiker zitiert und klassische filmische Erzählweisen verwendet werden. Das Ballett rollt in Rückblenden über die Bühne, so gut ineinandergeschnitten, als hätte es Béjart bei Billy Wilder persönlich gelernt. Immer unterwegs mit dem rasenden Detektiv, begegnet man dem früheren Leben der Toten, ihren potentiellen Mördern und natürlich dem laufenden Wettbewerb. „The show must go on“ kräht die US-Jurorin. Es entfaltet sich das Spektakel einer ebenso eitlen wie verspießerten Jury, die viel von Technik versteht und nichts von Kunst und all die eifrigen Balletteleven herumscheucht und ordentlich verschaukelt.

Ein rundherum gelungener Abend – auch wenn nicht Béjart selbst Hand anlegte, sondern Bertrand d'At autorisierte, sein amüsantes und intelligentes, 1985 in Paris uraufgeführtes Werk an der Staatsoper einzustudieren. Nur eines versteht man nicht: Warum Maurice Béjart den gewichtigen Titel „Principal Guest Choreographer“ der Staatsoper trägt, wenn er selbst in vier Spielzeiten gerade für zwei eigene Arbeiten zur Verfügung stand. Michaela Schlagenwerth

Weitere Aufführungen: 31.1., 19.30 Uhr, Staatsoper Unter den Linden (dann erst wieder am 15. März), Mitte