Wohnraum für alle von der UNO

■ UN-Konferenz Habitat II soll Garantie beschließen. Verbände drängen, doch die Bundesregierung sträubt sich

Berlin (taz) – HausbesetzerInnen und BewohnerInnen von illegal abgestellten Wohnwagen brauchen ab Sommer nicht mehr um ihre Bleibe zu fürchten. Dann jedenfalls, wenn sich die Regierungen auf der zweiten UN-Konferenz Habitat im Juni in Istanbul auf das Recht auf Wohnraum einigen können. Das von den regierungsunabhängigen Organisationen als wichtigstes Ziel für die kommenden Jahrzehnte geforderte Recht stößt jedoch bei Regierungen auf Widerstand. Allen voran blockieren die USA. Die konservative Mehrheit im Kongreß will auf jeden Fall verhindern, daß die Tausenden Obdachlose einen international verbrieften Anspruch auf ein Dach über dem Kopf haben.

Gewunden hat sich über die Frage gestern auch Michael Bohnet vom Entwicklungsministerium (BMZ). Er war der einzige Regierungsvertreter auf dem NGO- Treffen zur Habitat II in Berlin. Bis Freitag wollen die VertreterInnen aus Europa und Afrika, Asien und Lateinamerika ihre Forderungen zusammentragen, die sie ins UN- Schlußdokument einbringen wollen. Neben dem Wohnrecht, wollen sie auch die Agenda 21 erneut in eine UN-Resolution festschreiben. Denn: „Ohne eine nachhaltige Entwicklung in den Städten, kommen wir zu überhaupt keiner nachhaltigen Entwicklung“, sagte Albrecht Hoffman vom Forum für Umwelt und Entwicklung.

Die Bundesregierung wolle in der Frage um das Wohnrecht erst noch „taktische Gespräche“ mit den anderen europäischen Ländern führen, sagte Bohnet. Schließlich spreche in Istanbul nur der EU-Präsident. „Dezidiert dafür“ sei bislang Schweden, dagegen vor allem Großbritannien.

Bohnet weiß von den Vorteilen eines solchen Rechts. Seit rund fünf Jahren wandelt er für das BMZ in Millionenstädten der Entwicklungsländer illegale Hüttenstädte in legale Stadtteile um. Die BewohnerInnen könnten sich dann ans Wassernetz anschließen oder eine Schule bauen. „Die Entscheidungen müssen auf eine niedrige Ebene verlagert werden“, sagte Bohnet. Nur so können die Regierungen mit den Millionen Menschen in den Städten in den nächsten Jahren fertigwerden.

Denn egal ob staatliche StadtplanerInnen oder unabhängige Bevölkerungsexperten: Einig sind sich alle darüber, daß rund 2,3 Milliarden Menschen weltweit in Städten leben und ökologische und soziale Probleme verursachen. Im Jahre 2005 soll bereits die Hälfte aller Menschen in Städten leben, 2030 zwei Drittel. Knapp 100 Städte werden dann mehr als fünf Millionen EinwohnerInnen haben. Ulrike Fokken