Sieg nach Punkten für die Garagengegner

■ Die AugsburgerInnen wollen keine Großgarage – auch geschenkt nicht

Augsburg (taz) – Oberbürgermeister Menacher (CSU) war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Mit diesem Ergebnis hätte er nicht gerechnet. Obwohl sich neben dem zweitgrößten deutschen Bauunternehmer Ignaz Walter die komplette CSU und zahlreiche Wirtschaftsverbände für eine riesige Tiefgarage in der Stadtmitte ausgesprochen hatten, entschieden die Augsburger BürgerInnen ganz anders. Satte 62,7 Prozent wollten das Garagengeschenk des Baulöwen nicht, der mit bezahlten Unterschriftensammlern für die fast 400 Meter lange Garage geworben hatte. „Das wäre wohl das erste Mal, daß Bertolt Brecht auf seine Stadt stolz gewesen wäre“, meinte einer der Garagengegner, als die Auszählergebnisse im Rathaus gestern bekannt wurden. „Mit Geld kann man eben doch nicht alles kaufen“, ergänzte eine streitbare Bürgeritiativlerin und spielte damit auf das Millionenvermögen des Bauunternehmers Walter an, der keinen Aufwand gescheut hatte, vor der Abstimmung die Haushalte mit Wurfzetteln und Werbespots in den Lokalsendern zu überschwemmen. Oberbürgermeister Menacher wird wegen seines Verhaltens nach der Abstimmung stark kritisiert. Er hatte sich der Argumentation von Ignaz Walter angeschlossen, der gesagt hatte, die Abstimmung wäre ganz anders verlaufen, wenn auch die Bewohner der umliegenden Dörfer hätten mit abstimmen dürfen. Sprecher der Bürgeraktion gegen die Walter-Garage freuten sich, daß nun in Augsburg „das Fundament für eine vernünftigere Verkehrspolitik“ gelegt wurde. Klaus Wittmann