Baustreß für Bäume

■ Kontrolle im Tiergarten gefordert

Zwei Drittel der Bäume im Tiergarten sind bereits ohne die Auswirkungen der umfangreichen Baumaßnahmen geschädigt. Dies belegt ein Gutachten der Technischen Universität Berlin (TU), das die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) in Auftrag gegeben hatte, um „Baumvitalität, Wasserstatus und Altlastenproblematik im Bereich des Tiergartens“ zu dokumentieren. Die geringe Dichte der Baumkronen, vorzeitiger Laubfall und Blattverfärbungen seien mit bloßem Auge erkennbare Zeichen für die bestehenden Schädigungen.

Manfred Schubert, Geschäftsführer der BLN befürchtet zunehmenden „Umweltstreß“ für die Parkbepflanzungen durch die bis mindestens 15 Meter tiefen Ausschachtungsarbeiten für den Tunnel und die Regierungsbauten. Bisher sei zwar kein direkter negativer Einfluß des Grundwasserstatus auf die Baumvitalität nachweisbar, heißt es in dem Gutachten, das bedeute aber keineswegs, daß dieser keinen Einfluß habe. Hier bestehe noch Forschungsbedarf. „Es fehlen vor allem geeignete Qualitätsparameter für das Grundwasser“, kritisierte Schubert. Ausschlaggebend sei nicht nur der Pegelstand des Grundwassers, sondern auch zu erwartende Strömungsänderungen, durch die Altlasten im Boden in bisher unbelastete Bereiche gespült würden.

Die Ergebnisse der Studie sollen Grundlage für eine Ursacheneinschätzung späterer Bauschäden dienen. Die BLN fordert daher die Finanzierung weiterer und ausführlicher Gutachten. Vorhandene Meßstationen müßten monatlich beprobt werden. Zudem solle ein unabhängiger Naturschutzbeauftragter während der Baumaßnahmen Verstöße gegen Naturschutzziele kontrollieren und verhindern. Die Deutsche Bahn AG habe eine solche Stelle bei einer ihrer Baumaßnahmen finanziert. Gereon Asmuth