Der BND wußte alles früher und besser

■ Vermerk enthüllt: Pullach war schon früh über Plutoniumschmuggel informiert

Bonn (taz) – Der Bundesnachrichtendienst (BND) wußte bereits frühzeitig, daß im Sommer 1994 Plutonium aus Moskau nach Deutschland geschmuggelt werden sollte und daß sich das spaltbare Material nicht in Deutschland befand. Dabei war der BND offenbar bereit, die Täter mit anzustiften, um diese riskante Tat zu begehen. Das belegt ein BND-interner Vermerk vom 26.7.94, den die taz in dieser Ausgabe im Original abdruckt.

In dem Schreiben wird über zwei Treffen am 25.7.94 in München berichtet. Beteiligt: der nachrichtendienstliche Verbindungsmann (NDV) Rafa, der V-Mann- Führer (VF) Liesmann und der Scheinaufkäufer aus Bayerns Landeskriminalamt (LKA) mit Dienstnamen (DN) Walter Böden. Sie trafen am Abend die Zwischenhändler Torres und Aguilar in einem Café. Dabei berichtet Torres, „derzeit befänden sich in Moskau 494 Gramm, wovon er drei Gramm als Probe bei sich habe“.

Laut BND-Berichterstatter Kulp wurde nun unter anderem erwogen, daß das LKA die Probe bezahlt und den Rest aus Moskau kommen läßt. Wörtlich heißt es: „LKA zahlt die Probe, läßt T. nach MOSKAU reisen und greift bei der Wiedereinreise zu.“ Offensichtlich sollte Torres angestiftet werden, den Rest von dort nach Deutschland zu importieren. Dies wäre unter anderem ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz gewesen. Aus dem Vermerk geht auch hervor, daß Aussagen des BND-V-Manns Rafa in den Protokollen, die beim Lauschangriff auf die Kaufverhandlungen entstanden, entfernt werden sollten. Holger Kulick Seite 5