Kommentar
: Banken in Doppelrolle

■ Besitzer und Gläubiger des Vulkan einem

Das größte Unternehmen im kleinsten Bundesland ist ein Kuriosum. Wenn der Bremer Vulkan-Verbund mal wieder einen 200-Millionen-Kredit braucht, dann reichen sich die Banken das Geld in die eigene Hand. Das Bankenkonsortium unter Führung der Commerzbank repräsentiert die große Mehrheit der Aktien und zahlt den Großteil der Kredite.

Wenn die Banken nach einer scharfen, mit der Bundesregierung abgestimmten Drohung das vom Land Bremen sicher verbürgte Geld nicht ohne weiteres herausrücken wollen, dann muß es um den Vulkan mehr als schlecht stehen. Denn wer wüßte über die Lage seines Gläubigers besser Bescheid als die Banken, die ihn ja besitzen? Und wenn der wichtigste Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, Frank Teichmüller, schon öffentlich über einen Konkurs des Konzerns spekuliert, dann ist er dabei, die Hoffnungen der 23.000 Beschäftigten so tief wie möglich zu drücken. Nur so kann jede verhinderte Entlassung zum Erfolg der Gewerkschaft umgedeutet werden.

Was das doppelköpfige Gespann in der Bankenhauptstadt Frankfurt mit seinem Bremer Vulkan jetzt anstellen will, das weiß es womöglich selbst noch nicht. Doch egal, ob es zur Zerschlagung des Konzerns, zu einem Konkurs oder einer Sanierung kommt: Sicher ist, daß die Rechnung dafür nicht von den Banken bezahlt wird. Dafür bürgen alle BremerInnen. Dirk Asendorpf