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■ Mit chinesischen Besuchern auf du und duAuftrags-Hoffnung

Berlin/Bonn (taz/AFP) – Chinas Ministerpräsident Li Peng hatte sich ganz furchtbar über die Deutschen geärgert, weil die frecherweise während seines Staatsbesuchs vor eineinhalb Jahren vor seinen Augen gegen die Menschenrechtsverletzungen in seinem Land demonstrierten. Im letzten November ärgerte er daher im Gegenzug seinen deutschen Besucher Helmut Kohl. Obwohl der einen tiefen Kotau vollführte, indem er als erster westlicher Regierungschef nach dem Tiananmen-Massaker von 1989 einen Truppenbesuch absolvierte, wurde die Delegation nur mit mäßigen Ehren empfangen. Die kommerziellen Verträge über 2,1 Milliarden Mark fielen eher enttäuschend aus.

Seit gestern weilt der stellvertretende Ministerpräsident Zhu Rongji in der Bundesrepublik. Er dürfte während seines sechstägigen Besuchs versuchen, die leicht gespannten deutsch-chinesischen Beziehungen zu verbessern. Das Hauptinteresse des ehemaligen Bürgermeisters von Shanghai gilt offenkundig der Verkehrstechnik. Gleich zweimal will er per ICE durchs Land reisen. Schließlich gilt es, eine Wahl für die geplante Bahnverbindung zwischen Peking und Shanghai zu treffen.

Besuche bei Siemens, das das ICE-Konsortium anführt und dessen Chef Heinrich von Pierer nebenher als Vorsitzender desAsien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft fungiert, sowie bei BMW und Audi stehen auf dem Programm. Lukrative Verträge könnten dabei herauskommen. Siemens hatte bereits anläßlich des Kohl-Besuchs in China mit einem chinesischen Partner den Bau und Betrieb eines Kohlekraftwerks (Investitionssumme: 800 Millionen Mark) vereinbart.

Deutschland nimmt unter den ausländischen Investoren in China nur Platz acht ein, nach Hongkong, Taiwan, den USA und sogar nach Großbritannien. Doch ungeachtet der Menschenrechtssituation legt die deutsche Wirtschaft seit 1992 in China enorm zu. Allein 1994 wurden Investitionsprojekte für knapp drei Milliarden Mark vereinbart – soviel wie in den 13 Jahren zuvor. 1994 hat zudem die chinesische Regierung neue Investitionsrichtlinien erlassen, die Energie, Transport und Telekommunikation Priorität einräumen. Diese technologieintensiven Ziele, findet das Institut für Asienkunde in Hamburg, seien der deutschen Industrie wie auf den Leib geschneidert. lieb

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