"Klubs brauchen Manager"

■ DFB-Vorstandsmitglied Hannelore Ratzeburg: Wenn die eingleisige Bundesliga den Frauenfußball lebensfähig machen soll, müssen professionelle Strukturen her

taz: Die Ausschreibungen für die eingleisige Bundesliga sind draußen. Darin wird von den Kandidaten auch ein Finanzplan gefordert. Wie sind die Reaktionen der Klubs?

Hannelore Ratzeburg: Einige haben zum ersten Mal darüber nachgedacht, was es wirtschaftlich überhaupt heißt, in so einer Liga zu spielen. Da müssen jetzt erstmal Voraussetzungen geschaffen werden.

In Siegen, Rumeln-Kaldenhausen, Frankfurt oder Praunheim wird doch zum Teil schon recht professionell gearbeitet.

Das ist die Bundesligaspitze. Aber viele wissen gar nicht richtig, was sie für Vermarktungsmöglichkeiten haben. Die müssen eine ehrliche Ist-Analyse machen, bevor dann der nächste Schritt kommen kann.

Viele sagen: Wir bekommen sowieso keine Sponsoren, und jetzt wird mit den längeren Auswärtsfahrten alles noch teurer. Der DFB muß uns helfen.

Wenn ich das schön höre! Der DFB bezahlt schon genug. Die Auswahlteams haben international optimale Bedingungen. Um es mal ganz offen zu sagen: Der Frauenfußball spielt keine Gelder rein, bisher verursacht er nur Kosten. Doch das ist gar nicht der Punkt. Viele halten erst mal die Hand auf. Als sich vor zwei Jahren die Gelder aus dem Fernsehtopf auf 20.000 Mark pro Verein verdoppelt haben, ist keiner gekommen und hat gesagt: Toll, was ihr für uns rausgeholt habt.

Was genau verlangen sie also von den künftigen Teilnehmern an der eingleisigen Bundesliga?

Jeder ist für seine Einkünfte selbstverantwortlich, wie sonst im Fußball auch. Der DFB wird nichts dazu geben. Deshalb muß die Einstellung in den Klubs professioneller werden. In Zukunft wird es nicht mehr reichen, daß einer nach Feierabend noch ein bißchen die Kasse macht. Die Klubs brauchen einen hauptamtlichen Manager, der für Partner aus der Wirtschaft auch tagsüber von neun bis 16 Uhr erreichbar ist.

In der Ausschreibung wird auch eine Gesamtvermarktung angedeutet.

Der Frauenfußball ist ein interessantes Produkt, aber der Markt schreit nicht gerade danach. Deshalb müssen wir etwas bieten, und Wilfried Straub [der DFB-Ligasekretär für Marketing, Wirtschaft und Finanzen; Anm. d. Red.] will dabei helfen.

Ist damit der Sponsorenpool des DFB gemeint?

Zum Beispiel. Die bestehenden Verträge könnten sich erweitern lassen.

Eine eingleisige Liga braucht einen entsprechenden Unterbau. Derzeit gibt es 13 Regional-, Ober- und Verbandsligen, aus denen vier Aufsteiger ermittelt werden, und schon jetzt ist das Leistungsgefälle ziemlich groß.

Optimal wären vier Regionalligen als Unterbau. Aber es ist ein schwieriger Vorgang, die Landesverbände zu überzeugen.

Von den Klubs aus dem süddeutschen Verband ist zu hören, daß keiner so eine Regionalliga will. Der Aufwand sei viel zu groß.

Ja, das ist nicht neu. Aber die Einführung der eingleisigen Liga deshalb zu verschieben, würde nichts bringen. Warum sollen die anderen auf den Süden warten? Ich hoffe, daß wir mit einer voraussichtlichen Einführung der Liga 1997/98 positiven Druck ausüben. Notfalls müssen wir in bezug auf den Unterbau mit einem Kompromiß anfangen.

Sie haben gesagt: Der Frauenfußball verursacht hauptsächlich Kosten. Dabei haben die Frauen international Riesenerfolge. Warum vermarktet der DFB diese Erfolge, die ja seine sind, nicht besser?

In Deutschland gibt es einen extremen Fußballkult, und der wird hauptsächlich von Männern verursacht und hilft auch in erster Linie nur ihnen. Frauen können nur mit Erfolgen für sich werben. Das ist natürlich besonders für das Nationalteam ein Riesendruck ...

... zumal sich die Erfolge nach drei EM-Titel und WM-Finale kaum noch steigern lassen ...

Das stimmt. Aber das Bewußtsein ändert sich langsam. Der DFB ist für alle da und muß auch dahinterstehen.

Das Gespräch führte Matthias Kittmann