Bremer Vulkan erlischt langsam

Banken verweigern Kredite, für die das Land Bremen bürgt. Vorstand der größten deutschen Werft weiterhin ohne Sanierungskonzept. Die Opposition drängt auf Krisengipfel  ■ Aus Bremen Ulrike Fokken

Auf dem Bremer Rathausplatz bimmeln seit Monaten die Totenglocken für den Bremer Vulkan Verbund. Seit zwei Tagen läuten sie laut. Am Dienstag weigerte sich nämlich ein Bankenkonsortium unter Vorsitz der Commerzbank, einen dringend benötigten Kredit an den angeschlagenen Werftenverbund auszuzahlen. Und das, obwohl der Bremer Senat Ende Januar beschlossen hatte, mit 220 Millionen Mark für den Vulkan zu bürgen – nach wochenlangem Ringen mit sich selbst und den eigenen Finanzlöchern.

Die fünf Banken meinen, daß die bislang letzte Bürgschaft sich nicht mit den strengen EU-Vorschriften für Schiffssubventionen verträgt. Sie fordern vom Bremer Senat daher eine Bestätigung über die EU-Konformität. Dieses Problem war den Mauschlern an der Weser bekannt: Sie beriefen sich vor zwei Wochen jedoch auf eine bereits im Frühjahr 1995 genehmigte Bürgschaft, die von Brüssel abgesegnet wurde. Damals sollte der Bau des Kreuzfahrtschiffes „Costa I“ abgesichert werden, jetzt geht es um die „Costa II“.

Eine „Wiederholungsbürgschaft“, sagen deshalb die Senatoren der Großen Koalition. Daran zweifeln die Banken. Denn spätestens seit September 1995 ist der Vulkan nicht mehr flüssig. Damals brauchte er für kurzfristige Liquiditätsengpässe die ersten 300 Millionen von den Banken, schon im November fehlten noch mal 300 Millionen Mark. Und das neue Jahr brachte den rund 23.000 MitarbeiterInnen im Werftenverbund auch keine Sicherheit: Woher die 150 Millionen Mark für die Januarlöhne kamen, blieb im dunkeln.

Am 15. Februar muß der neue Vorstandschef Udo Wagner wieder in die Schatullen gucken. Die jedoch sind leer. Im Eigenkapital kann der ehemalige Finanzvorstand des Mannheimer ABB-Konzerns auch nicht mehr kramen. Das hatte sein geschaßter Vorgänger Friedrich Hennemann bereits größtenteils aufgebraucht. Er mußte in den vergangenen vier Jahren Verluste von schätzungsweise 750 Millionen Mark ausgleichen.

Nichts Genaues weiß man jedoch auch in der Vorstandsetage nicht. Friedrich Hennemann hielt von Finanzkontrolle nichts, sein Nachfolger Udo Wagner hat bislang kein Sanierungskonzept für den erlöschenden Vulkan vorgelegt. Wirtschaftspolitiker von Bündnisgrünen und SPD fordern daher seit Wochen, daß über eine Neugliederung des Vulkan verhandelt wird. Allen voran Ralf Fücks, für die Grünen in den Bürgschaftsausschüssen der Landes: „Wir müssen einen Krisengipfel mit den Landesregierungen, Gewerkschaften, Bund, Banken und dem Vulkan einberufen.“