20 Beamte überwältigen zwei Kinder

■ Grenzschutz schickt kurdische Kinder in die Türkei zurück

Stuttgart (taz) – Zwanzig Beamte des Bundesgrenzschutzes haben am Mittwoch durch ihr tatkräftiges Einschreiten die Einreise zweier kurdischer Kinder im Alter von zwei und sechs Jahren verhindert. Auf dem Stuttgarter Flughafen umzingelten sie die wartenden Eltern der Kinder und entrissen ihnen Tochter und Sohn wenige Minuten nach der Ankunft aus Istanbul. Die Kinder wurden sofort wieder in die Maschine zum Rückflug in die Türkei gesetzt.

Der Grenzschutz rechtfertigte das Verhalten der Beamten damit, die Eltern Ali und Elif Soytut hätten „keine eindeutige Auskunft darüber gegeben, wie lange sich die Kinder bei ihnen aufhalten sollten“. Man hätte also davon ausgehen müssen, daß die Kinder „ständig“ hierbleiben wollten. Ali und Elif Soytut haben Asylanträge gestellt, über die noch nicht abschließend entschieden ist. „Da nicht damit zu rechnen ist, daß der Asylantrag positiv beschieden wird“, so die Grenzschützer, habe man die Kinder zurückgeschickt. Dies durchzusetzen, sei nur „mit Mitteln der einfachen körperlichen Gewalt möglich“ gewesen, da sich Ali und Elif Soytut trotz der staatlichen Übermacht zur Wehr setzten. Der Vater wurde dabei an der Hand verletzt, die Mutter erlitt einen Nervenzusammenbruch.

Das Polizeiprotokoll vermerkt abschließend: „Aufgrund der Lage war es notwendig, den ärztlichen Dienst der Rettungsflugwacht heranzuziehen. Durch den Arzt wurde die Einlieferung der beiden Betroffenen in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses Nürtingen veranlaßt.“

Die Beamten machen die Eltern für die Aktion verantwortlich. In der Aufenthaltsgenehmigung der Mutter, die seit einem Jahr in Deutschland lebt, habe der Zusatz „Familiennachzug nicht gestattet“ gestanden. Philipp Maußhardt