Heroinhändler Holland

■ Die Niederlande wollen 50 Kilogramm Heroin kontrolliert an Süchtige abgeben

Den Haag/Zwolle (taz/dpa) – Die Niederlande wollen dieses Jahr fünfzig Kilo Heroin auf dem freien Markt kaufen. Dazu benötigen sie allerdings die Zustimmung der Vereinten Nationen. Das Heroin wird für die geplante Gratisvergabe an schwer Süchtige gebraucht.

Mit dem Experiment soll in Rotterdam begonnen werden. Das Gesundheitsministerium wies darauf hin, daß es sich bei der Anfrage um ein reguläres Verfahren handele. Jedes Jahr im November muß dem Drogenkommissariat der UN in Wien mitgeteilt werden, wie viel Heroin ein Land für medizinische Zwecke verwenden will. Bislang meldeten die Niederlande jährlich 200 Gramm.

Bei der Gratisvergabe von Heroin soll mit fünfzig Süchtigen begonnen werden. Doch aus der Anfrage wird deutlich, daß Gesundheitsministerin Els Borst über ein Ausweiten des Experiments nachdenkt. Geht man von der Vergabe eines Gramms Heroin pro Süchtigem aus, dann reichen die fünfzig Kilo für den Jahresbedarf von 150 Drogenabhängigen.

Die niederländischen Sozialdemokraten haben sich für eine vollständige Legalisierung von weichen Drogen wie Haschisch und Marihuana ausgesprochen. Außerdem sollten Schwerstabhängige unter medizinischer Aufsicht vom Staat gratis harte Drogen wie Kokain oder Heroin bekommen, unterstützten die Delegierten eines Parteitags in Zwolle am Samstag entsprechende Absichten. Dadurch könne den Drogenhändlern das Geschäft verdorben werden. Zur Zeit wird in den Niederlanden nur der Besitz von kleinen Mengen weicher Drogen toleriert. Harald Neckelmann