Eine Mark für 70 Dosen

■ DASS zahlt Geld für die Ablieferung von gesammelten Wertstoffen

Seit letzter Woche können nicht nur die großen Entsorgungsfirmen, sondern auch VerbraucherInnen am Wohlstandsmüll verdienen – allerdings nicht viel. Das Entsorgungsunternehmen „Die andere Systementsorgungsgesellschaft“ (DASS), Berliner Ableger des Dualen Systems (DSD), zahlt jetzt für abgelieferte „Wertstoffe“ wie Aluminium, Weißblech oder Kunststoff ein paar Groschen pro Kilo. Was für das DASS nach eigenen Angaben ein Versuch ist, die Idee des Recycling weiter zu verbreiten und mehr Rohstoffe zu sammeln, nennt die DASS-Kritikerin und Müll-Expertin Gudrun Pinn „Schaumschlägerei“: Die DASS habe große Probleme, die geforderten Sammelquoten zu erfüllen und habe deshalb diese Aktion angestoßen, deren „Erfolg gleich null sein wird.“

Wer mit dem Sammeln von Verpackungsabfällen reich werden will, muß sich jedenfalls anstrengen: Eine Mark gibt es von der DASS für ein Kilo Aluminium – das sind 70 Alu-Getränkedosen oder 200 Deckel von Joghurtbechern. Für ein Kilo Weißblech gibt es 40 Pfennig, dafür müssen 25 Halbliter-Getränkedosen oder 19 Konservendosen abgeliefert werden. Zehn Pfennig schließlich zahlt die DASS für ein Kilo Kunststoff – das enspricht immerhin 17 Flaschen Badeschaum.

„Das ist ein Versuch, den wir jetzt über einige Wochen beobachten“, meint Andreas Mönnig, Geschäftsführer der DASS. Eine Erhöhung der Sammelergebnisse bei Alu, Weißblech und Kunststoff, bei denen die DASS Probleme bei der Sammelquote hat, sieht er allerdings durch diese Maßnahme kaum: „Das ist die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen“. Eher gehe es darum, zum Beispiel die Dosen von Baustellen, Schulhöfen und Parks einzusammeln und neben dieser Müllbeseitigung ein Bewußtsein zu schaffen, damit „auch der Letzte versteht, daß Verpackungen in die bunte Tonne gehören.“ Die DASS jedenfalls wolle zeigen, „daß wir das Menschenmögliche tun, um soviel Verpackungen wie möglich zu sammeln.“

Das hat die DASS auch bitter nötig. Zwar wurden bis 1994 nicht gegen die Erfordernisse der Verpackungsverordnung verstoßen, das aber nur, weil die hohen Quoten von Glas und Papier auf die unterdurchschnittlichen Sammelquoten von Alu, Weißblech und Kunststoff angerechnet werden durften. Die Zahlen für 1995, wo eine solche Anrechnung nicht mehr möglich war, stehen noch aus. Zwar behauptet die DASS, alle Quoten übererfüllt zu haben, doch Kritiker innerhalb und außerhalb der Umweltbehörde sind da skeptisch.

So steigt etwa die erforderliche Alu-Sammelquote von bislang 30 Prozent (die nach Meinung von Abfallberaterin Pinn auch nur durch Rechentricks erreicht wurde) auf 55 Prozent – eine Menge, von der nur die optmistischen DASS-Manager annehmen, sie könne erfüllt werden. Und bei Nichterreichen der Quoten droht dem DASS von der großen Koalition rotes Licht. In den Koalitionsvereinbarungen heißt es deutlich: „Für Verpackungsmaterialien, die die Erfassungs- und Sortierquote der Verpackungsverordnung nicht erfüllen, wird die Freistellung von der Rücknahmepflicht aufgehoben.“ Das aber hieße, die KonsumentInnen könnten die Verpackungen wieder im Laden abliefern – das Ende des Dualen Systems.

„Die DASS steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten“, meint denn auch Gudrun Pinn. Der Entsorger ziele mit dem Angebot, für die Verpackungen zu zahlen, auch mehr auf die Abgeordneten als auf die Verbraucher: „Den Politikern soll Entgegenkommen signalisiert werden: ,Auch wenn wir die Quoten nicht erfüllen, tun wir, was in unserer Macht steht.‘ Die Politik soll beschwichtigt werden.“ DASS-Geschäftsführer Mönnig jedenfalls gibt zu, daß es „ganz in meinem Sinne ist, wenn jeder mitbekommt, daß wir das Menschenmögliche tun, um Verpackungen zu sammeln.“

Für Pinn hat die Bezahlung für das Sammeln der Verpackungen „höchstens einen Sinn bei Großveranstaltungen“ wie Konzerten oder der Love Parade, wo die DASS demnächst sammeln will. Neben den Schwierigkeiten für die VerbraucherInnen, die Stoffe irgendwo zu lagern kritisiert sie vor allem die Idee, Metall und Kunststoffe an den Sammelstellen mit dem Auto abzuliefern: „Dann wird das zum ökologischen Blödsinn“. Bernhard Pötter

Wertstoffe können auf dem BSR- Hof in der Malmöer Straße 26a in Prenzlauer Berg abgegeben werden. Außerdem ist das DASS-Mobil durch die Bezirke unterwegs, um die Stoffe zu sammeln