Shaken, not stirred

■ Das Ensemble Bash spielte am Dienstag auf Kampnagel, bis die Finger brannten

Wie kriegt man einen Schlagzeuger dazu, daß er leise spielt? Man legt ihm Noten hin. – Böser Gag und überholt dazu, wie Ensemble Bash am Dienstag auf Kampnagel bewies. Mit Marimba- und Vibraphonen, asiatischen und orientalischen Instrumenten zeigten sie emanzipierte Perkussion, weg von Bumm, Rassel, Peng, subtil und vielschichtig.

Die vier Engländer bildeten, gemeinsam auf einem Marimbaphon spielend, mit einem Stück wie „Apple Blossom“ watteweiche, kulminierende Klangwolken, zelebrierten mit „Drum Gods“, einem Stück für vier Menschen und acht Sticks, minimalistische Musik, nahmen ihr Publikum mit auf eine Reise durch neuromantische Schlagwelten bei „Shining Through“, House-Musik, die speziell für Perkussion umgeschrieben wurde.

Ihre erste CD, „Hook“, veröffentlichte Ensemble Bash im Juni 1993. Seitdem inspirierte es Komponisten immer öfter zu eigens für Schlagwerker geschriebenen Stücken, so zuletzt eine Hamburgerin: Babette Koblenz. Die Komponistin, die der Welturaufführung ihres Stückes „Catalan“ jetzt auf Kampnagel beiwohnte, ließ die vier auf leeren Farbeimern, am Boden liegenden Blechschildern und traditionellen türkischen Trommeln spielen. Dieses Arrangement aus den Hinterlassenschaften der Wegwerfgesellschaft schuf einen Industrial-Sound, der wie ein Phönix aus der Asche stieg.

Ganz anders Michael Daugherty. Dadaistische Punkperkussion – der einzige Ausdruck, der zu seinem Stück „Shaken, Not Stirred“ paßt. Das 007-Motto stand für einen Trash-Sound, dessen Umsetzung durch Ensemble Bash mitreißend gelang.

Daß am Ende des Konzerts, nach einem traditionellen senegalesischen Trommelstück, den vier Engländern die Hände kaum noch zugabefähig brannten, war ebenso verständlich wie schade. Immerhin: Im April 95 gibt's ihr erstes deutsches Album. Ensemble Bash gehört damit sicher nicht zur artenschutzbedürftigen Klasse der durch Computer ersetzbaren Schlagzeuger.

Heike Schulte