piwik no script img

Schroff und farbig

■ Das 3. Kammerkonzert widmete sich Kompositionen für Schlagwerk

Während in der Großen Musikhalle die Masse den musikalischen Geschmackskleisterer Justus Frantz huldigte, erklang im Kleinen Saal humorvolle zeitgenössische Musik: neutönerische Stücke von Paul Hindemith bis Dieter Einfeldt, sanft, schroff, vielschichtig und farbig, gespielt von den Hamburger Philharmonikern im 3. Kammerkonzert.

Sechs Schlagwerker gegen so filigrane Instrumente wie eine Flöte und ein Cello? Die akustische Gratwanderung gelang problemlos. Selbst Dirigent Hans-Michael Petri, von der Komplexität des Materials überfordert, bremste die Spielfreude der Musiker nicht. Cellist Klaus Stoppel lief im zweiten Teil des Konzertes, nach zu Anfang gewöhnungsbedürftiger Intonation der hohen Lagen, zur Höchstform auf. Überzeugend auch Flötist Walter Keller trotz zeitweiliger Mattheit des Tons.

Ein Schauspiel besonderer Art boten die Schlagwerker dem Publikum. Das Zusammenspiel von Röhrenglocken, Gongs und Tomtoms, Marimba- und Vibraphonen, Pauken, Bongos und Maracas war nicht nur musikalisch von mitreißender Bewegung: Die Action auf der Bühne hat wohl so manchen Papa wie auch die eine oder andere Mutter im Publikum überzeugt, daß Sohnemann doch ein anständiges Instrument gelernt hat.

Die Auswahl der Komponisten für das 3. Kammerkonzert kann als gelungen bezeichnet werden. Werner Heiders Gassenhauer, ein Stück für Piccoloflöte und kleine Trommel, war als Auftakt genau richtig. Straßenmusikalische Elemente, wie mitten im Spiel die Frage ans Publikum: „Gefällt Euch das?“ lockerten Musiker wie Zuhörer gleichermaßen auf.

Die Komplexität der Stücke steigerte sich bis hin zu Jindrich Feld, einem tschechischen Komponisten. Seine „Konzertante Suite für sechs Schlagzeuger“ beschloß mit humoresker Lebhaftigkeit und klarem Aufbau ein Konzert, das der Sonntagsmorgenstille belebend entgegengewirkt hat.

Heike Schulte

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen