Kooperation im Sparstrumpf

■ Zu viele SchülerInnen und zu wenig Lehrkräfte – Streckübungen in der Grollandschule

Fiele der Unterricht an der Grollland-Schule nur ausnahmsweise mal aus, würde sich wahrscheinlich niemand aufregen. „Das kennt man ja mittlerweile auch von anderen Schulen“, sagt Sabine Goertzen. Ihre Tochter in der ersten Klasse aber hat in mancher Woche gleich mehrere Tage nacheinander schulfrei, und das, schimpft die Mutter, „geht zu weit“.

„Besonders in den unteren Klassen fällt der Unterricht häufig aus“, bestätigt Schulelternsprecherin Astrid Bombeck. Abgesehen von einer Zivi-Stelle, die dringend für die Sonderschule wiederbesetzt werden müßte, ist eine Lehrerin längerfristig erkrankt, eine andere trat in den Vorruhestand. Eine Neubesetzung dieser Stelle blieb bis heute aus, dadurch allein entstand ein Defizit von 23 Stunden. Das Bildungsressort erhöhte das Stundendeputat von zwei LehrerInnen und gewährte somit insgesamt 11 Stunden. Zu wenig, kritisiert die Schulelternsprecherin, zumal die Sonderschule ohnehin „schon seit ein bis zwei Jahren mit einem Zehn-Stunden-Minus“ lebt.

„Wenn jemand krank ist, muß ich die Kinder nach Hause schicken“, räumt Ulrike Dombek, Rektorin der Sonderschule, ein. Nicht allein der Unterrichtsausfall nimmt dramatische Formen an, auch die vom Senat beschlossene Kooperation mit den ersten vier Klassen der benachbarten Regelschule ist gefährdet. Nach der ursprünglichen Planung sollten pro Kooperationsklasse vier behinderte Schülerinnen mit maximal 18 nicht-behinderten zusammenarbeiten. Aber schon jetzt sind alle vier Kooperationsklassen mit jeweils fünf behinderten SchülerInnen besetzt, zwei stehen auf der Warteliste. Für die erste Klasse, sagt Sabine Goertzen, wurde schon eine sechste Schülerin angemeldet. „Wenn das Kind auch noch kommt, ist keine Kooperation mehr möglich.“

„Wir möchten, daß die Kooperationsklassen mit vier Kindern laufen, aber das ist leider haushaltsrechnerisch nicht abgesichert“, bedauert Rektorin Dombek. „Wir können ja nicht sagen, die Kinder auf der Warteliste sollen zuhause bleiben.“ Bei so vielen SchülerInnen in einer Klasse wäre es auch wenig sinnvoll, noch einen Lehrer einzustellen, meint die Schulleiterin: Das wären zu viele Erwachsene in einem Klassenraum.

Schon vor Weihnachten protestierte der Elternbeirat gegen die Mißstände mit einem Brief an die Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs. Doch selbst als Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen am 8.1. eine kleine Demo zu ihrem Ressort veranstalteten, blieb ein Änderungsvorschlag der Bildungsbehörde aus. „Ihr müßt euch noch ein bißchen dehnen“, zitiert Schulelternsprecherin Bombeck einen Sachbearbeiter der Bildungsbehörde. Am vergangenen Donnerstag schließlich, als eine von sämtlichen Eltern der ersten Grolland-Klasse unterschriebene Petition an die Behörde auf den Weg gebracht worden war, kam die Nachricht, daß das Bildungsressort 11 Stunden gewährt. „Als ich das gehört habe, habe ich erstmal geheult“, sagt Sabine Goertzen.

„Das ist das, was wir leisten können“, erklärt Behördensprecherin Erika Huxhold. „Wir sind uns mit der Schulleiterin einig, daß das momentan das Machbare ist.“ Das Angebot, zusätzliche Stunden über Honorarkräfte abzudecken, sei von der Schule mit dem nachvollziehbaren Argument abgelehnt worden, daß eine Kontinuität der Lehrkräfte gewährleistet sein müsse. „Ich kann die Unzufriedenheit der Eltern ja verstehen“, meint Huxhold. Aber für eine Neubesetzung der vakanten Stelle fehle einfach das Geld. dah