Das Portrait
: Bürger als Edelmann

■ Josef Moucka Meinrad

Burgschauspieler Josef „Pepi“ Meinrad ist tot Foto: AP

Wer ihn nicht kannte, kannte ihn dennoch: als „Pater Brown“. Den 38 Teilen der Fernsehserie konnte man in den sechziger Jahren kaum entgehen. Er war erbarmungslos populär. Das lange Gesicht mit der aristokratischen Nase und dem feixenden Mund prägte sich ein. Schon physiognomisch war er eine Mischung aus Kardinal und Kellner. Ob er wirklich einmal Priester werden wollte, sei dahingestellt, aber die Mär paßt zu seinem Erfolg: Immer war er ein seriöser Komödiant und ironischer Würdenträger.

Meinrad wurde 1913 als Josef Moucka, Sohn eines Straßenbahners und einer Milchfrau in Wien, geboren. Er hatte 1936 als Schauspieler debütiert und 1940 das erstemal auf der Bühne des Burgtheaters gestanden. Nur während des Krieges hielt er sich außerhalb Wiens auf; im deutsch besetzten Metz.

Nach dem Krieg begann dann seine Karriere als Herzallerliebster des Wiener Publikums. Burgschauspieler „Pepi“ spielte alle urwienerischen Autoren mit Bravour, ob Raimund, Nestroy oder, mit vornehmer Zurückhaltung, Grillparzer.

Der „Bürger als Edelmann“, diese Rolle, die er 1963 unter der Regie Jean Louis Barraults spielte, charakterisiert seine Eigenart. Einer seiner größten Erfolge war Hofmannsthals „Unbestechlicher“, den er zunächst 1957 und dann zu seinem Siebzigsten 1983 noch einmal am Burgtheater spielte. Der Hausdiener Theodor, ein Domestik von jupitergleicher Allmacht, wurde bei ihm zum „renitenten Erzengel und Sittlichkeitsfanatiker der Gesindekammer... mit infernalischer Komik und hintergründiger Dämonie“ (Friedrich Torberg).

Josef Meinrad wurde noch berühmter durch eine etwas zweifelhafte Institution der deutschen Schauspielkunst, den Ifflandring. Der Ring, der dem berühmtesten Schauspieler der Kunstperiode um 1800 wahrscheinlich nie gehört hatte, wurde von dem Berliner Schauspieler Döring im 19. Jahrhundert gestiftet für den „besten deutschsprachigen Schauspieler“. Der Träger soll ihn jeweils testamentarisch weitervermachen. Meinrad erhielt ihn 1959, nach dem Tode von Werner Krauss. 1979 hatte Meinrad es abgelehnt, die ihm angetragene Leitung des Wiener Burgtheaters zu übernehmen. Am Sonntag ist Josef Meinrad bei Salzburg gestorben, sein Testament bleibt also abzuwarten. Der Nachruhm ist ihm sicher. Pater Brown wird bald wieder vom Bildschirm grüßen. Gerhard Preußer