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Wir planen ins Blaue

■ Bremens Jugendverbände stehen vor dem Aus

Die letzten Karnevalclowns liefern sich auf dem Pausenhof der Gesamtschule Bremen-Mitte eine Schneeballschlacht. Drei langhaarige Mädchen jonglieren zwischen Ständen mit Urlaubsbildern von norwegischen Fjorden zum Techno-Beat mit Kegeln. Und eine Referentin vom Amerika-Haus Hamburg spricht über Schüleraufenthalte in den USA.

Zwanzig Bremer Jugendverbände entführten die BesucherInnen mit Videofilmen, Broschüren und Infoständen auf der 2. Bremer Informationsbörse zu einer Reise rund um die Welt. Die Angebote sind zu finden im 4. Katalog „Bremer Jugendreisen“, der jetzt auf der Börse präsentiert wurde und der kostenlos im ServiceBureau, Bürgermeister-Smidt-Str. 114, zu haben ist.

Für John Gerardu, Leiter des ServiceBureaus Internationale Jugendkontakte und Organisator der Info-Börse, ist die Öffentlichkeitsarbeit aus zwei Gründen wichtig: „Viel zu wenig Jugendliche wissen von den Angeboten“, bedauert er. Deshalb würden Jugendliche immer wieder auf Pauschalangebote zurückgreifen, die allerdings „nicht unbedingt altersgerecht“ seien, pflichtet ihm eine Lehrerin bei.

Doch Gerardu will die Öffentlichkeit auch auf die prekäre finanzielle Lage der Jugendverbände in Bremen aufmerksam machen. Die Verbände werde es hart treffen, wenn tatsächlich im Doppelhaushalt 1996/97 die Gelder für die Jugendarbeit auf dem Stand von 1995 eingefroren bzw. noch gekürzt werden. Das bedeute nicht nur, daß die Zuschüsse für die Fahrt- und Lagerprogramme wegfallen, sondern auch, daß die Reisezuschüsse für sozial benachteiligte Familien gekürzt werden.

„Die Kinder- und Jugendarbeit stellt für die Große Koalition in Bremen keinen Schwerpunkt dar“, meint auch Peter Kordes vom Bremer Jugendring. Die Kürzung der Reisezuschüsse wirke sich besonders dramatisch aus. Im Einzelfall könne es zu einem „Windhundverfahren“ kommen: Nur wer rechtzeitig, d.h. im ersten Vierteljahr Zuschüsse für die Reisen seiner Kinder beantrage, habe Chancen auf Geld. Ohne diese Zuschüsse werde es für Kinder aus sozial benachteiligten Familien unmöglich, in den Ferien wegzufahren, meint auch Klaus Westing von der AWO.

Da die Bürgerschaft erst im Sommer entscheiden wird, liegen den Jugendorganisationen noch keine Zahlen vor. „Wir planen ins Blaue hinein“, berichtet Ole Siegert von der Naturfreundejugend. Eins steht für ihn allerdings schon jetzt fest: Wenn die Bürgerschaft die Beschlüsse absegnet – geht die gesamte Jugendarbeit in Bremen „über den Deister“. bik

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