„Keine Spielerei“

■ Bremer Frauenbeauftragte kurz vor der Wahl: Bremerhaven ist in der Frauenförderung viel weiter

Beginnen wir mit einer kleinen Anekdote: „Frauenförderung ist keine Spielerei“, bemerkte Bürgermeister Ulrich Nölle (CDU) diese Woche vor dem Bremer Parlament und gab dann zu, die Frauenförderung in Gesellschaften mit überwiegend bremischer Beteiligung sei in den letzten Jahren doch ein wenig vernachlässigt worden. Ganz im Sinne eines Antrags von Bündnis 90/ Die Grünen versprach er, freiwillig jährlich über frauenfördernde Maßnahmen in seinem Hause zu berichten. Frauenförderer Ulrich Nölle wurde von SPD und CDU niedergestimmt.

Jetzt haben die Bremer Frauen wieder die Wahl: Am 14. März können die Frauenbeauftragten im öffentlichen Dienst ihr Kontingent aufstocken. 120 Stellen stehen zur Verfügung, 30 davon sind seit der ersten Wahl im Jahre 1991 noch immer nicht besetzt. Denn eine Frauenbeauftragte geht nur dann ins Amt, wenn auch eine Frau für dieses Amt kandidiert. Was logisch klingt, funktioniert nicht immer ganz so einwandfrei. Die Stellen sind nicht automatisch sehr beliebt – einige Frauenbeauftragten der ersten Stunde haben zwischenzeitlich das Handtuch geworfen.

„Richtig frustriert habe ich aufgegeben“, sagt Edelgard Rockstedt aus dem Bereich Verwaltung beim Bildungssenator. „Vor allem in Personalentscheidungen wurde ich einfach ignoriert. Aber vielleicht habe ich auch die Machenschaften zu sehr durchschaut.“ Ihre Nachfolgerin Marlene Rintz dagegen wird wieder kandidieren. „Die Stelle ist etabliert“, findet sie. „Es ist schon so, daß man mich ernst nimmt. Man muß eben loyal sein und etwas Fingerspitzen- und Taktgefühl beweisen.“

Um frauenfreundliche Stellenausschreibungen kämpfen die Beauftragten, um Qualifizierung und Höhergruppierung der Kolleginnen – und um das leidige Thema der Freistellung im eigenen Amt. Beate Sauer von der Handelskammer, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, wird überhaupt nicht freigestellt. Sie improvisiere, arbeite zu Hause, mache Überstunden für die Belange der Frauen. „Alle unsere weiblichen Angestellten sind in den niedrigen Gehaltsgruppen. Ich gehöre auch dazu.“

Beate Sauer möchte für die nächste Wahl eine „Doppelstrategie“ versuchen. Sie läßt sich für den Personalrat aufstellen. Zusammen mit der neuen Frauenbeauftragten würde sie dann gern das große Ziel Frauenförderplan angehen.

Den haben die Frauen im Bremerhavener Krankenhaus Rankenheide gerade diese Woche durchgesetzt. Roswitha Kaldewey-Rothmann ist dort die Beauftragte und hat schon die nächsten Ziele im Kopf: den Magistratsfrauenförderplan, familiengerechte Arbeitsplatzgestaltung im Krankenhaus, geregelte Teilzeit und Beurlaubung. Und vor allem klare Beteiligungsrechte der Frauenbeauftragten.

„Die Dinge gehen in Bremerhaven“, sagt Roswitha Kaldewey-Nothmann. „Wir haben uns schnell vernetzt, und zwar eigenständig. Dadurch sind wir jetzt überall präsent.“ Alle acht Bremerhavener Stellen im öffentlichen Dienst sind besetzt, nur die Feuerwehr ist ohne Frauenbeauftragte. In Bremen fehlen die Landeshauptkasse, einige sehr kleine Ämter mit wenigen Frauen. Und im Amt für soziale Dienste Mitte-West kandidiert diesmal keine Frau, „weil der Dienststellenleiter jeden Freistellungsantrag weggewischt hat“, sagt Personalrätin Annegret Grunert.

sip