"Kläff-Ex" - macht Kläffer mundtot!

Zugegeben, es ist nicht neu, über die deutschen Hundebesitzer herzuziehen. Doch sind wir über das volle Ausmaß des Hundewahns im Bilde? Nein. Der Schlüssel zum endgültigen Verständnis dieser Welt liegt wie immer im Studium von Zubehörkatalogen. Jeder kennt die vornehmlich von Pudeln getragenen Wärmedeckchen. Was aber haben wir uns unter „Kläff-Ex“, „Halti“ oder „Teletakt“ vorzustellen? Der „Frühjahr/ Sommer '96“-Katalog des ostfriesischen Anbieters Schecker gibt darüber Auskunft. Er hält 6.000 „Hunde-prozentige“ Artikel parat, die darauf warten, „von Ihnen beschnuppert zu werden“. Soviel Sprachwitz macht neugierig.

Das große Angebot an Utensilien zum Verwöhnen und Liebhaben erweckt unser vollstes Verständnis. Auf Erfindungen wie „Helping Hands“, den Tragegurt für geschwächte Vierbeiner, oder den „Langohrnapf“ für freihängende Ohren beim Fressen mußten fürsorgliche Tierfreunde lange genug warten. Auch die Notwendigkeit des Naturkostprogramms „Dogreform“ leuchtet ein.

Wie aber sind die in dem Prospekt so zahlreich offerierten Dressurhilfen zu bewerten? „Kläff-Ex“ beispielsweise sorgt dafür, daß die Stimme seines Herrn allzeit präsent ist. Er kann in dem digitalen Aufnahmegerät Befehle wie „Hasso, sei ruhig“ speichern. Schlägt der Vierbeiner in seiner Abwesenheit an, schaltet sich das Gerät ein und wiederholt den Befehl. Hundehalter können von nun an also ins Kino gehen, ohne sich mit Gewissensbissen zu plagen.

Aber werden sie durch derartige Produkte nicht zur Vernachlässigung ihrer Aufsichtspflicht animiert? Keine Angst, nichts liegt dem Anbieter ferner. Hilfsmittel wie „Teletakt“ sichern zuverlässig die Aufrechterhaltung der Herrschaftsverhältnisse. Das Halsband empfängt „elektrische Strafimpulse“, die per Funk ausgelöst werden, verzögerungsfrei. Dadurch wird, so der Anbieter, die Einhaltung der wichtigsten pädagogischen Grundregel gewährleistet: „Die Gleichzeitigkeit von Verstoß und Strafe“ nämlich.

Auch die Funktionsweise von „Halti“ wird diesem Ansatz gerecht. Bei dem Kopfgeschirr liegt der Befestigungspunkt der Leine an der Schnauze und nicht wie sonst üblich am Hals. Zieht der Hund zu sehr, wird er nicht nur abgebremst; der Seitwärtszug lenkt ihn umgehend vom Ziel seiner Begierde ab und schafft automatisch „Blickkontakt zum Führer“. Da sind wir aber beruhigt. Klaus Sieg

Zitate und Fotos aus: „Schecker. Frühjahr/Sommer '96 – über 6.000 Artikel rund um den Hund“