Vulkan-Chefs „ohne Illusionen“

■ März-Löhne noch nicht gesichert / Reeder Costa macht Druck: Zwei Schiffe oder keines

Eine derart schwierige Lage beim Vulkan habe er nicht erwartet, als er die Verantwortung übernommen habe, gestand gestern der neue Vorstandschef der Bremer Vulkan Verbund AG, Udo Wagner. Wunder seien nicht zu erwarten. Er wolle möglichst viele Arbeitsplätze des größten deutschen Werftenverbundes „in einer neuen Struktur erhalten“. Wie diese Struktur aussehen könnte, ist nach wie vor vollkommen unklar. Auch nannte Wagner keinen Zeitpunkt, wann er einen Vorschlag vorzulegen in der Lage sein könnte.

Vulkan-Vergleichsverwalter Wellensiek geht inzwischen davon aus, daß der große Verbund nicht zu halten sei. Man müsse zufrieden sein, wenn es später zu einer Art Kooperation käme. Der Bremer Vulkan werde die Anteile an den Ostwerften aufgeben, die Schulden müßten ausgehandelt werden. Die Forderung der Ostwerften an die Muttergesellschaft über 850 Millionen DM bestünden zu Recht. Wellensiek: „Doch zahlen kann ich sie nicht.“

Bei einem Anschlußkonkurs brauchten „die Lichter nicht auszugehen“, versicherte der Vergleichsverwalter. Was sanierungsfähig sei, könne Auffanggesellschaften übertragen werden. Über fehlende Aufträge brauchten sich die Werften derzeit nicht zu beklagen. Nur zu oft habe man diese jedoch zu nicht kostendeckenden Preisen hereingenommen. Aber niemand sei mehr bereit, Verluste zu finanzieren. Zudem bleibt für ihn zu fragen, „ob sich Werften in Deutschland noch rechnen“.

Jeden Tag hofft der Projektleiter für die Costa I, Werner Lüken, auf ein positives Signal der Banken: „Wir brauchen zur Fertigstellung der Costa I noch eine Bauzeitfinanzierung.“ Bislang haben die Fremdfirmen, die auf ihr Geld warten, noch nicht wieder die Arbeit an der Costa I aufgenommen.

Etwa 150 Millionen, die früher schon einmal – allerdings unter anderen Bedingungen – verbürgt worden waren, müssen unter den neuen Bedingungen fließen. Gestern mittag hatten die Bremer Bürgschaftsausschüsse getagt, um dem Vernehmen nach diese Gelder klarzumachen. Letztlich hängt diese Bauzeitfinanzierung aber von neuen (Masse-)Krediten ab, ohne die die Liquidität nicht gesichert ist.

Der Geschäftsführer der Lloyd-Werft, Dieter Haake, hat auf ein anderes Risiko hingewiesen: Es gibt mit dem Reeder Dr. Costa nur einen Vertrag zum Kauf zweier Kreuzfahrt-Schiffe, nicht zwei einzelne Verträge. Entweder ich kaufe zwei Schiffe oder keines, so soll Costa in Verhandlungen mit dem Vulkan argumentiert haben. Rein unternehmerisch kann diese Haltung durchaus Sinn machen: Die unternehmerische Strategie des Reeders war es, ein besonderes Geschäftsfeld abzudecken, und das geht möglicherweise mit nur einem Schiff nicht. Es gebe da „knallharte Verhandlungen“, bestätigt der Projektleiter der Costa I. Der Reeder hat ein Hamburger Anwaltsbüro mit den Verhandlungen mit dem Vulkan in dieser Sache betraut.

Der größte südkoreanische Schiffbauer, Daewoo Heavy Industry, hat die durch Bürgermeister Henning Scherf nach einer Juso-Veranstaltung in Delmenhorst gegenüber Journalisten ausgeplauderten Vermutungen zurückgewiesen, daß Werften des Landes an einem Einstieg in den Vulkan Verbund interessiert seien. „Wir haben derzeit genügend Kapazität in Südkorea“, sagte ein Sprecher des Konzerns.

K.W.