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■ Mit der Bauwirtschaft auf du und duDüstere Aussichten

Bonn (taz) – Die deutsche Bauwirtschaft rechnet 1996 mit einer Rezession. Sie erwarte in diesem Jahr einen Rückgang des Bauvolumens um rund drei Prozent, sagte Fritz Eichbauer, Präsident des Zentralverbandes der deutschen Bauindustrie (ZDB), gestern in Bonn. Ein Viertel der 80.000 Bauunternehmen in Deutschland werde in den nächsten drei Jahren „aus dem Markt ausscheiden“. Schuld daran sei neben der allgemein schlechten Konjunkturlage auch die Konkurrenz durch preisgünstige ausländische Subunternehmer.

Zwar teilt die IG Bau diese düstere Prognose, jedoch sei die Situation nicht „gottgegeben“. Werner Köhler, der Pressesprecher der Gewerkschaft: „Die Arbeitgeber sind zu einem guten Teil selbst für die Lage verantwortlich. Schließlich haben sie die Billig-Lohn-Arbeiter ins Land geholt.“

Nach Ansicht von Eichbauer müßten noch 1996 „Zehntausende von Facharbeitern“ entlassen werden – auf eine genaue Zahl wollte sich der Verbandspräsident jedoch nicht festlegen lassen. Trotz des vor kurzem inkraftgetretenen neuen Entsendegesetzes werde die ausländische Konkurrenz nicht abnehmen. Die IG Bau hält dagegen, daß die Arbeitgeber durch Ausnahmeregelungen die Wirksamkeit des Gesetzes aushöhlen wollen. Im einzelnen erwartet der Unternehmer-Verband, daß in den alten Bundesländern ein Rückgang des Bauvolumens von 3,5 Prozent zu verzeichnen sein wird. Im Osten dagegen herrsche teilweise noch Konjunktur: hier sei mit einem Wachstum von 4,5 Prozent zu rechnen. In der gesamten Bundesrepublik würden jedoch Bauaufträge des Staates stark zurückgehen.

Eichbauer forderte ein Bündnis für Arbeit unter Beteiligung von Staat und Tarifparteien auch in der Bauwirtschaft. Köhler sagt: „Das beste Bündnis wäre, wenn sich die Arbeitgeber an die Vereinbarungen und gesetzlichen Vorschriften halten würden.“ Trotz der tariflichen Übereinkunft zum ganzjährlich gesicherten Einkommen für Bauarbeiter seien im Januar Tausende von Arbeitern wegen des schlechten Wetters entlassen worden. Das jedoch ist nach der Vereinbarung nicht erlaubt. Stefan Kuzmany

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