Soziokultur: Das Zittern geht weiter

■ Freie Kulturläden müssen drastisch sparen / Beschluß der Kulturdeputation

Die Proteste haben nichts genutzt: Die Frauenkulturläden „Belladonna“ und „Thealit“ werden künftig mit erheblich weniger Geld von der Stadt auskommen müssen. Andere freie Kulturstätten dürfen ebenfalls noch in diesem Jahr mit Einschnitten rechnen. So lautet der Haushaltsvorschlag der Kulturdeputation, die gestern in einer Sondersitzung über die Förderung der Bremer Soziokultur beriet.

Die Kürzungen im sog. „Projektetopf“ des Kulturhaushalts betreffen vor allem die Personalkosten der Kultureinrichtungen. Insgesamt wird die Förderung von über drei Millionen Mark 1995 auf 2,6 Millionen zurückgeschraubt. Bei „Belladonna“ und „Thealit“ werden dabei 75.000 Mark gekürzt. Damit ist u.a. die Fortführung des Pressearchivs bei „Belladonna“ in Frage gestellt. Die Deputation will jetzt prüfen lassen, ob andere Ressorts – z.B. die Frauensenatorin – sich an der Förderung beteiligen. Allerdings: Das Wissenschaftsressort, unter einem Dach mit der Kultur, hat schon abgewunken.

Manche Initiativen trifft es nicht ganz so hart wie befürchtet. Die ursprüngliche Vorlage des Kulturressorts wurde an einigen Punkten noch verändert. Der Konzertverein „Dacapo“ bekommt statt 21.875 Mark nun 50.000 Mark mehr aus dem Projektetopf. Zusammen mit dem Geld aus anderen Haushaltsstellen bleibt allerdings immer noch eine Differenz von rund 60.000 Mark gegenüber 1995. Auch die Etats für den BBK, das Filmbüro sowie für das KUBO, den Kulturladen Gröpelingen und das „Kunz“ Neustadt wurden leicht nach oben korrigiert. Allerdings auf Kosten anderer: Das Lagerhaus darf nochmals 50.000 Mark sparen.

Die Entscheidung über die Einzelposten für 1997 vertagte die Deputation nochmals. Bis zur Sommerpause soll, so Ressortsprecherin Huxhold, ein „Strukturkonzept“ ausgearbeitet werden. Klar ist aber jetzt schon, daß insgesamt nochmals 240.000 bei den Freien gekürzt werden müssen. Wo genau, bleibt bis dahin offen: „Ein Tod auf Raten“, kritisierten die Grünen den Beschluß; „damit geht das Zittern in der Projekteszene weiter.“ tw