: Fegen ohne Rückenschmerzen
■ Wenn Mädchen forschen: Viel Nutzen, wenig Technik, kein Preis bei „Jugend forscht“
Wenn Mädchen forschen, dann heißen ihre Themen zum Beispiel „Fegen ohne Rückenschmerzen – die Verbesserung eines Besenstiels“, „Welche Thermoskanne ist die beste?“ oder „Rote Beete statt Krebserreger – Alternativen fürs Stoffefärben“. Forschen Jungen, dann geht es um „Kalibrierung analoger Meßsysteme“, „Ermittlung von Luftschadstoffen per PC“ oder „Virtual Reality: Entwicklung eines schnellen Algorithmus zur 3D-Echtzeitanimation“. Gestern sind die Preise im Bremer Landeswettbewerb „Jugend forscht“ vergeben worden. Für Alltagsnutzen hatten die Juroren dabei offenbar keinen Sinn. Die Sieger in allen sieben Fachgruppen sind männlich.
Dabei waren immerhin 45 der 135 TeilnehmerInnen Mädchen. Doch während die Jungen gestern in einer Ausstellungshalle auf dem Gelände der Dasa am Flughafen vor aufgetürmten Computern, Druckern, Bildschirmen und dreidimensionalen Video-Projektionsflächen ihre High-Tech-Experimente präsentierten, bestand das modernste technische Gerät der Mädchen aus Bunsenbrennern und Reagenzgläsern. „Wir haben einen Computer zu Hause“, sagt zum Beispiel die 16jährige Mirja Langenberg, „und ich hätte auch Lust, etwas damit zu machen. Aber die Jungen können das eben besser.“ Der Grund habe wohl „irgendwas mit Erziehung“ zu tun, meint ihre Projektpartnerin Wiebke Braatz. Statt am Computerbildschirm haben die beiden Mädchen das Strömungsverhalten von Modellbooten lieber in einem echten Wasserkanal getestet.
Ihr überraschendes Ergebnis: am besten gleitet nicht etwa das Modellboot mit der glattesten Oberfläche durchs Wasser. Den geringsten Reibungswiderstand hat vielmehr ein Boot, das sie mit der abgezogenen Haut eines echten Lachses bespannt hatten. Die Natur hat im Evolutionsprozeß eine Oberfläche geschaffen, die perfekter ist als das perfekteste Computermodell. Den „Sonderpreis Energietechnik“ haben die beiden Jung-Forscherinnen für diese Erkenntnis bekommen.
Die meisten Mädchen suchen ihre Themen im unmittelbaren Umfeld. So haben Katrin Kuipers und Ana Martinez zum Beipiel untersucht, wie sich Erdreich von Ölverschmutzungen säubern läßt. Anlaß war die exorbitante Rechnung, die ein Nachbar für die Sanierung eines leckgeschlagenen Öltanks in seinem Garten zahlen mußte. Oder Stefanie Plotzitza und Britta Nareyka, die wissen wollten, in welcher Flüssigkeit Rosen am längsten schön bleiben. Salzwasser, Essig, Orangensaft oder Milch bewirken beschleunigtes Welken. Besser als in reinem Leitungswasser halten sich Rosen in Zuckerwasser, Cola oder Tinte – letztere allerdings mit dem Nebeneffekt, daß sie auf Blätter und Blüten abfärben. Doch am allerbesten, so das Forschungsergebnis, geht es Rosen, wenn dem Wasser der Inhalt des Säckchens zugefügt wird, das in jedem Blumenladen für diesen Zweck zu haben ist. Was da drin ist? „Das wollten die uns nicht sagen“, gestehen die beiden Forscherinnen.
Und wie sieht ein ergonomisch geformter Besenstiel aus? Er hat einen in der Länge verstellbaren Stiel und ähnlich wie die traditionelle Sense zwei Haltegriffe, die ebenfalls genau an die Körpergröße der Fegerin angepaßt werden können.
Ase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen