Von wegen Mahmoudy

■ Sabine Kebir liest zu Frauen in Algerien

„Algerische Frauen-Erfahrungen“ hat Sabine Kebir aufgeschrieben. Frauen-Leben in Algerien sind vor allem von der Entwicklung des Islam geprägt, vom Widerspruch arabischer Traditionen, von immer wieder ausbrechenden sozialen Unruhen. Zwölf Jahre – von 1977 bis 1989 – lebte Sabine Kebir selbst mit ihrem algerischen Mann und beiden Töchtern in dem Land. Ihr daraus entstandenes Erinnerungs-Buch nennt sie: „Zwischen Traum und Alptraum.“ Morgen abend stellt sie es im Frauenkulturzentrum „belladonna“ vor.

„Zwischen Traum und Alptraum“ ist jedoch alles andere als eine Leidensgeschichte a la Betty Mahmoudy. Sabine Kebir erzählt sehr differenziert aus ihrem Alltag in Algerien: Von ihren Erlebnissen mit Putzfrauen, von ihrer Arbeit als Dozentin (sie arbeitete am Institut für Journalismus in Algier), von Reisen in andere Landesteile, von den Töchtern in algerischen Schulen. Und die Literaturwissenschaftlerin aus der ehemaligen DDR sieht genau hin. Sie beschreibt akribisch und feinsinnig das Leben der Frauen – das etwa im Mzab-Tal der Sklaverei gleichkommt, in der Kabylei dagegen durch das berberische Erbe viel freier ist.

Sabine Kebir geht es nicht um Kamingeschichten, sondern um die Authentizität von (Frauen-)Leben, der sie genaue soziale und politische Analysen unterlegt. Und es geht Sabine Kebir – die etwa 1987 eine vielbeachtete Polemik zur Brecht-Rezeption vorlegte: „Der Streit um B. B.s Partnerbeziehungen“ – um Emanzipation. sip

belladonna, Sonnenstr. 8, 9.3., 20 Uhr