Zyklon B – Geschichte eines Giftgases

1923 brachte die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) ein Desinfektionsmittel auf den Markt. Im Jahr zuvor hatte sich die Degesch das Blausäurepräparat als „Zyklon B“ patentieren lassen. Zu den Abnehmern des hochgiftigen Gases gehörten bald auch Reichswehr und -marine.

Als während des Krieges der Ausbau der Konzentrationslager industrielle Ausmaße annahm, verwendete auch die SS in steigendem Maße Zyklon B. Zunächst zur Desinfektion der Gebäude, zur „Vergasung“ der Opfer diente Kohlenmonoxyd. Der „Tötungsvorgang“ dauere auf diese Weise jedoch „zu lange“ und sei „zu unsicher“, befand Auschwitz-Kom-mandant Rudolf Höß. Im September 1941 wurde daraufhin ein erstes „Experiment“ mit Zyklon B durchgeführt, das, wie Höß befriedigt an die SS-Führung meldete, „unbedingt sicher und schnell den Tod verursacht“.

Den sprunghaft steigenden Auftragseingängen kam die Degesch nach, indem sie die Herstellung des Präparats an die Dessauer Werke für Zucker-Raffinerie und die Kölner Kali-Werke vergab. Mit dem Vertrieb wurden Heerdt und Lind (Heli) in Frankfurt und die Hamburger Testa (Tesch & Stabenow) beauftragt. Bei der Aufteilung der „Vertreter-Areale“ wurden der Heli die privaten Abnehmer zugeschlagen, Testa übernahm Kundenbetreuung und Belieferung von Wehrmacht und SS.

Zyklon B wird auch heute noch hergestellt - von der Degesch, die jedoch jede Auskunft über ihre damalige Rolle wie auch über ihre aktuelle Produktion verweigert.