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■ Das Musical „Damn Yankees“ im Theater des Westens

Pakt mit dem Teufel gegen die Yankees Foto: David Baltzer

Ein geflügelter Baseball entschwebt unseren Blicken, der Gazevorhang fährt hoch, und die Premiere im Theater des Westens nimmt ihren Lauf. Die anwesenden Ehemänner sind gefesselt von der Übertragung des Baseballspiels, die Ehefrauen apportieren Pantoffeln und Bier. „Damn Yankees“ ist von 1955, spielt im Baseballstadion. Das Stück ist eine Aneinanderreihung von vorhersehbaren Acts, durchsetzt mit Klischees, wie sie jedem drittklassigen Plotwriter mit Interesse an Baseball auf Anhieb einfallen: Begeisterter „Washington Senators“-Fan verkauft seine Seele an den Teufel, um seine verehrte, aber miserable Mannschaft zur Meisterschaft zu führen. Da dieser Fan Joe Boyd allerdings ein erfahrener Immobilienhändler ist, handelt er mit dem Teufel eine Rücktrittsklausel aus, spielt die „Senators“ in Gestalt eines jüngeren Baseballhelden an die Ligaspitze, widersteht des Teufels Gespielin Lola und kehrt dennoch mit ihrer Hilfe zur geliebten Gattin an die heimische Glotze zurück. Klischee as Klischee can.

Das ist auch das Motto des Inszenierungsteams Jürg Burth und Ulf Dietrich: Der Teufel geht in Rot, gehörnt, mit Schwanz und Plateausohle. Fanclubs hingegen sinken reihenweise in Ohnmacht, wenn der Superstar auftaucht. Action und Ohrwurm- Melodien sollen das Oberflächen-Musical aufpeppen. Die Worte dringen nur selten gegen die Klangfülle des Orchesters bis in die achte Reihe vor. Die Hits jedoch klingen unüberhörbar nach einem Medley aus den bekanntesten Musicalsongs – ein bißchen Big Spender hier, ein bißchen 42nd Street da. Und die Action peppt auch nicht so richtig. Ein paar im Mambotakt hochgeworfene Beine, ab und an mehr oder weniger üppige Rauchwolken sowie diverse rotierende oder über die Bühne geschobene Kulissenteile – das war's. Die geplanten Highlights werden dabei stets so in die Länge gezogen, daß die Inszenierung aus dem Tritt in den Trott fällt. Da hilft weder der Charme und Witz des Intendanten Helmut Baumann als diabolischer Hinkefuß noch das üppige Talent von „Lola“ Pascale Camele.

„Damn Yankees“ ist in dieser Inszenierung eher ein lahmer Wurf. Angesichts dieser Produktion erweist sich die Subventionskürzung um 1,5 Millionen Mark als folgenrichtige Entscheidung. Wo Sponsorenlogos die Bühne bevölkern, soll der Senat meinetwegen auch kürzen. Fraglich ist allerdings, ob das Zielpublikum dann nicht doch gleich zu den ganz kommerziellen und voll professionellen Gebrüdern Kurtz und Co. überläuft. Petra Brändle

Heute um 20 Uhr im Theater des Westens, Kantstraße 12, Charlottenburg

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