Atomausstieg schont das Klima

■ Öko-Institut: Ausstoß von C02 würde nur kurz ansteigen

Bonn (taz) – Ein wichtiges Argument gegen einen schnellen Atomausstieg glauben die Grünen nun endgültig entkräftet zu haben: Kernkraftbefürworter behaupten, ein Ausstieg sei nur zum Preis neuer Belastungen der Erdatmosphäre zu haben. Ein von den Grünen in Bonn gestern vorgestelltes Gutachten des Öko-Instituts mit dem Titel „Energiewende-Szenario 2020“ aber kommt zum gegenteiligen Ergebnis. Danach ist der Sofortausstieg aus der Kernkraft die Voraussetzung dafür, daß Deutschland überhaupt die von der Bundesregierung versprochenen Klimaschutzziele erreicht.

Die atompolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Ursula Schönberger, zeigte sich gestern angesichts der Ergebnisse der Studie „erstaunt, daß es eigentlich nur positive Effekte gibt“.

Tatsächlich kommt die Untersuchung mit neuen und präziseren Zahlen nicht nur zu dem Schluß, daß ein Sofortausstieg Deutschlands aus der Atomenergie technisch innerhalb eines Jahres möglich ist. Vielmehr werde das Abschalten der Atomreaktoren die Energiekosten für die Allgemeinheit langfristig verbilligen, erklärten die Autoren Uwe Fritsche und Christof Timpe. Eine „gigantische Gewinnsituation für alle“ und ein Zugewinn von mehr als 20.000 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2020 seien denkbar, sofern nach dem Ausstieg die Chance zur Energiewende genutzt werde.

Kurzfristig, so haben die Autoren berechnet, würde der C02-Ausstoß allerdings ansteigen. Innerhalb von sechs Jahren aber könnten die Mehremissionen kompensiert werden. Durch den Umbau des Energiesystems könne im Vergleich zum Jahr 1990 die C02-Emission bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent und bis zum Jahr 2020 um rund 50 Prozent gesenkt werden. Bei einer Beibehaltung ihrer bisherigen Energiepolitik werde die Bundesregierung dagegen ihr 25-Prozent-Ziel verfehlen.

Engpässe bei der Stromversorgung sieht das Öko-Institut auch bei einer Sofortabschaltung bis zum Jahresende nicht: Wegen der großen Überkapazitäten stehe auch nach dem Ausstieg eine Reserveleistung von 15 Prozent zur Verfügung.

Ausgangspunkt der Untersuchung ist eine aktuelle Energieverbrauchsprognose des Bundeswirtschaftsministeriums. Darin wird die bisherige Energiepolitik zum Jahr 2020 fortgeschrieben und errechnet, daß der Verbrauch von Primärenergie gleich bleibt und die C02-Emissionen nur leicht sinken. Hans Monath