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■ Cash & CrashJob-Indikator

Frankfurt (taz) – Es gibt einen neuen Frühindikator für die Bundesanstalt für Arbeit und ihre Arbeitslosenzahlen: der deutsche Aktienindex (Dax) der Frankfurter Börse. Für zukünftige Prognosen zur Entwicklung der Arbeitslosenstatistik genügt ein Blick auf diesen (frechen) Dax. Denn wenn die Aktien steigen, kann man davon ausgehen, daß die Unternehmen vorher Arbeitskräfte gekündigt haben. Zeichnet sich jedoch am Aktienmarkt ein Kursverfall ab, könnte das in Nürnberg als zarter Hinweis auf einen leichten Zuwachs an Jobs interpretiert werden.

Als in den vergangenen Monaten diverse Großunternehmen – von AEG bis Dasa, von Vulkan bis Grundig – neue Massenentlassungen ankündigten, explodierten die Börsenkurse, stieg der Dax. Fast täglich wurden von den Börsianern in Frankfurt neue Rekordmarken gesetzt. Und es waren gerade die Kurse der Aktien der Unternehmen, die „Rationalisierungsmaßnahmen“ im großen Stil ankündigten, die dem Dax auf die Sprünge halfen. Dann kam die Hiobsbotschaft aus New York. „Jobzuwachs“ hieß das böse Wort, das die kühnen Tänzer auch auf dem deutschen Parkett seit Montag veranlaßt, die „Peanuts“ im eigenen Sack zu halten. „Erschreckend stark“, so ein geschockter Börsianer zur taz, präsentiere sich die US-Wirtschaft.

Keine Flaute in den Staaten, keine Zinssenkung in den Staaten – und damit auch keine Aussicht auf günstigere Zinsen in Deutschland. Dazu kamen noch das Säbelrasseln der Chinesen vor Taiwan und die „versehentlichen“ Steuerhinterziehung bei der Commerzbank. Der Kurs fiel um 70 Punkte.

Doch gestern schon stabilisierten sich die Kurse an der Börse in New York. Den Rest können die deutschen Konzerne richten. AMB, Norddeutsche Raffinerie, Hoechst und andere Großunternehmen präsentieren in dieser Woche ihre Bilanzen – weniger Arbeitsplätze und mehr zukünftige Gewinne wird wohl die Verheißung lauten. Der Dax wird dann wieder ein paar Punkte nach oben klettern – und Herr Jagoda ihn im Auge behalten. Klaus-Peter Klingelschmitt

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