■ DER ROTE FADEN
: Große Liebe und kleine Kreise

Alle reden vom World Wide Web, niemand vom Usenet. Wahrscheinlich ist das ganz in Ordnung so. Im Usenet reden Leute, im World Wid Web malen Designer. Das eine ist großartig, das andere intim. Darüber gibt es nicht viel mehr zu sagen. Plötzlich sind so viele Leute da, in der Newsgroup alt.dreams.lucid reden sie am liebsten vom Fliegen. Dort ist überhaupt alles wie ein Traum, den du mit offenen Augen träumst. Und auch dann bist du nicht allein.

– Es ist zwar erfrischend für mich, zu sehen, daß so viele Leute, die ganz normal aussehen, ähnliche Schlafmuster entwickeln wie ich selber. Aber irgend etwas ist daran auch frustrierend. Nicht, daß ich von jemandem irgendeine Antwort erwarte, was in den Wachträumen geschieht, noch, was sie bedeuten, wenn sie mir widerfahren (was zwei- oder dreimal in der Woche geschieht, manchmal öfter). Am Ende versuche ich immer selbst, sie zu interpretieren, und meistens machen sie überhaupt keinen Sinn. Das ist nicht weiter schlimm, weil ich sie ungeheuer genieße, ganz gleich, was ihre Bedeutung ist. Was mich angeht, so bin ich gewöhnlich in eine andere Existenzebene versetzt. Entweder ist das alles nur in meiner Einbildung, oder es findet an einem wirklichen Ort statt, ich habe keine Ahnung. Überall und immer habe ich ein überwältigendes Gefühl von Wirklichkeit. Alle meine Sinne funktionieren normal, das Auge (Farben!), der Geruch, das Tasten, das Gehör. In diesen Träumen treffe ich gewöhnlich jemanden... meistens einen Mann (ich bin eine Frau), und obwohl es so scheint, als spiele sich die ganze Geschichte außerhalb von uns ab, mit Ereignissen, die wirklich sind, verlieben sich dieser Mann und ich. Gewöhnlich kommt es zum Sex, aber nicht immer ist es nur diese Lust. Viel öfter ist es ein wirklich starkes Gefühl der Liebe, des Begeherns, das Gefühl, vollständig und glücklich zu sein. Ich kann das nicht gut erklären. Du mußt es selbst erfahren haben, und ich bin sicher, daß es viele von euch kennen. Ich glaube nicht, daß ich es je so gefühlt habe, wenn ich wach bin, gelichgültig, wie sehr ich geliebt habe. Es ist einfach nicht dasselbe. Alles, was ich sagen kann, ist, daß luzide Träume das Leben bereichern, ganz gleich, was sie bedeuten, sie verschaffen mir völlig neue Ansichten über alle Dinge. Und wenn diese Welt mich fertigmacht, dann weiß ich, daß ein ganz besonderer Ort auf mich wartet. Es ist ein Geschenk, sich solcher Träume bewußt zu werden, und ich habe Mitleid mit all denen, die sagen, daß sie nicht träumen. Ihnen fehlt wirklich etwas. Martha

– Wenn ich schon hier bin, will ich eine Frage stellen. Letzte Woche zum Beispiel bin ich immer im Kreis in einem Zimmer geflogen. Ich konnte alles anschauen, aber ich kam überhaupt nicht mehr aus diesem Kreismuster heraus. Sosehr ich es auch versucht habe, es ging nicht, und das passiert mir in etwa 75 Prozent meiner luziden Träume. Kennt jemand eine Technik, mit der ich mich besser kontrollieren kann? d. riosnh