Nicht ohne Gegenwehr

■ Die Handballer des VfL Bad Schwartau absolvieren ihre vorläufige Erstliga-Abschiedstournee und gewinnen dabei sogar in Düsseldorf Von Harald Goller

„Üben für die zweite Liga“ – unter diesem Motto zieht der chancenlose VfL Bad Schwartau schon seit längerem seine Kreise in der Bundesliga – längst ist der Abstieg nur noch theoretisch zu verhindern. Am Mittwoch kam das Schlußlicht im Duell der Kellerkinder immerhin zu einem 15:14 beim HSV Düsseldorf, der den Schwartauern nun wohl in die Zweitklassigkeit folgen wird – womöglich könnten die Holsteiner die ihnen schon vertraute rote Laterne sogar noch an die resignierenden Rheinländer abgeben.

Es wäre ein symbolischer, wenn auch ein stiller Erfolg. Nach den hohen Erwartungen vor Saisonbeginn hat sich der VfL mittlerweile ans Leisetreten gewöhnt – den Fans wurde bei Spielen zuletzt die Bescheidenheit schon per Lautsprecherdurchsage verordnet: „Unterstützt unsere Manschaft, denn so ganz ohne Gegenwehr wollen wir uns schließlich nicht geschlagen geben.“

Trotz seiner Talfahrt scheint der VfL Bad Schwartau unter Trainer Milomir Mijatovic seine Zuschauer jedoch bei der Stange gehalten zu haben. Zwar tönte Mijatovic noch, die Mannschaft dürfe mit dem Abstieg nichts zu tun haben, als er sie nach einem verkorksten Saisonbeginn im Oktober vergangenen Jahres von Michal Kaniowski übernahm. Daß aus dieser Vorgabe nichts wurde, kreidet ihm jetzt jedoch niemand an. Zu sehr war das Team vom Verletzungspech verfolgt, und die Vereinsführung mußte erkennen, daß sie es versäumt hatte, einen Spielerkader zu schaffen, mit dem sich die Ausfälle von Leistungsträgern wie Marek Kordowiecki oder Wolfgang Schwenke hätten kompensieren lassen. Und auch die Fans rufen bereitwillig ihr „Kämpfen, Schwartau, kämpfen“ in die Lübecker Hansehalle. Weil der Planung für die zweite Liga kein leises Fünkchen Hoffnung mehr im Wege steht, verhandelt der Verein momentan mit seinen Spielern um die Vertragsverlängerungen. Da der Etat für die zweite Liga unter zwei Millionen liegt – gegenüber etwa drei Millionen für die erste Liga –, müßten die Spieler eine Kürzung ihrer Bezüge von 30 bis 40 Prozent in Kauf nehmen. Bis Sonntag sollen sie sich entscheiden, ob sie unter diesen Umständen weiter für den VfL spielen wollen.

Bereits für zwei Jahre unterschrieben haben zwei Neuzugänge: Die schwedischen Nationalspieler Anders Bäckegren und Pierre Thorsen, um die herum Mijatovic eine solide, erstligafähige Mannschaft aufbauen will, mit der in zwei bis drei Jahren der Wiederaufstieg gelingen soll.

Um dieses Ziel zu erreichen, will Mijatovic die erste und die zweite Mannschaft, die in der Regionalliga spielt, sowie die A-Jugend besser aufeinander abstimmen: „Der Sprung von der A-Jugend in die Regionalliga ist oft zu groß. Dabei gehen viele Talente verloren.“ Deshalb soll beim VfL zukünftig eine konsequente Jugendarbeit nach dem Vorbild des THW Kiel geleistet werden. Für sein Programm erhielt der Coach auch neue Kompetenzen: Mijatovic fungiert zukünftig auch als sportlicher Direktor.