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Mit der Stadtbahn nach Mobilitopia

■ Lufthansa-Werft bucht Großkunden-Abo / Verkehrskonzept fast vorbildlich

Tausende Lufthansa-Mitarbeiterinnen radeln wacker zu Werkhallen und Büros, steigen bei ungemütlichen Witterungsbedingen um auf Busse und Bahnen. Und wenn's am langen Donnerstagabend doch mal ein Auto braucht, um Ikeas Billy-Regal nach Hause zu fahren – der Car-Pool in der Werk-Garage hilft auf Computer-Kommando. Mobilitopia am Flughafen?

Ganz soweit ist's noch nicht, noch kutschiert die Mehrheit der 6.600 Hamburger Lufthansa-MitarbeiterInnen im eigenen Blechhaufen nach Fuhlsbüttel – aber Utopie ist Mobilitopia spätestens seit gestern nicht mehr.

Stolz verkündeten Lufthansa-Betriebsrat, Lufthansa-Vorstand und HVV-Chef gestern den „Schluß der letzten Lücke in unserem Verkehrskonzept“. Die Kranich-Werft nimmt ab sofort teil am Großkundenabo des Hamburger Verkehrsverbundes. 650 Flugzeug-Warte haben bereits ein subventioniertes Job-Ticket (Monatskarte 66 Mark) geordert, „davon 130 echte Umsteiger von Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel“.

1991 hat die Lufthansa mit der Umsetzung ihres Verkehrskonzepts in Hamburg begonnen. 700 MitarbeiterInnen verzichten seitdem auf die Anfahrt im privaten Pkw. Sie sind umgestiegen aufs Rad, auf den ÖPNV, haben Fahrgemeinschaften gebildet oder sich ein Elektromobil angeschafft.

Anreize gab's zuhauf: Für Fahrgemeinschaften gab's bevorzugte Parkplätze und eine Info-Börse, 170 neue Car-Sharer waren das Ergebnis. 240 MitarbeiterInnen stiegen um aufs Rad, günstig gelegene Abstellplätze halfen nach. Der im November eingerichtete werkseigene Car-Pool – nach dem Statt-Auto-Prinzip – ist zu 83 Prozent ausgelastet, 1000 MitarbeiterInnen haben sich als potentielle Nutzer angemeldet. Nur die eigens eingerichteten Steckdosen-Parkplätze für Elektro/Solar-Autos werden nicht so recht angenommen. Gerade mal zwei Lufthanseaten rollen regenerativ an. Und, logo: Zu einer Werbekampagne zum Umsteigen von Flugzeug auf Bahnen hat sich die Lufthansa auch noch nicht entschließen können.

Dennoch bemerkenswert die Forderung von Lufthansa-Vorstand Gerald Gallus, gerichtet an Verkehrssenator Eugen Wagner: Höhere Taktfrequenzen im Busverkehr und die Stadtbahn müßten her – mit Halt an der Luftwerft, versteht sich. uex

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