„Wir wollen nicht nur Brötchen schmieren“

■ Überwältigendes Interesse an Schulausschuß-Anhörung zum Thema Autonomie

Der Kaisersaal im Rathaus war am Donnerstag abend bis auf den letzten Platz besetzt, so groß war das Interesse an der Anhörung des Schulausschusses zum Thema: „Stärkere Selbstständigkeit der Einzelschule“.

„Der Abend hat gezeigt, daß es eine breite Bereitschaft für mehr Autonomie gibt“, resümiert Kurt Edler von der GAL-Fraktion, auf dessen Antrag hin die Anhörung zustande kam. Der Schulgesetzentwurf von Schulsenatorin Rosie Raab war nicht Gegenstand des Abends, wohl aber Fragen, die in dem ebenfalls geplanten Entwurf für ein Schulverfassungsgetz geregelt werden müssen. Etwa: Welche Rolle hat der Schulleiter, wieviel Macht bekommen Eltern und Schüler in der Schulkonferrenz? Welche Vorschriften sind überflüssig? Welche Rechte sollte die staatliche Schulaufsicht behalten?

„Dinge sollen nicht für Kinder, sondern mit ihnen geklärt werden“, mahnte der Leiter der Gesamtschule Winterhude, Aart Pabst. Sogar bei Zeugniskonferrenzen müßten Schüler dabei sein. Auch bräuchten Schulen keinen Elternrat, der „nur Dekoration“ ist. „Wir wollen nicht nur Brötchen schmieren und Klassen streichen“, erboste sich eine Elternvertreterin. Jutta Sievers von der Elternkammer forderte gar ein aufschiebendes Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen.

Doch die Meinung, wie groß die Schüler- und Elternbeteiligung auch bei pädagogischen Fragen sein dürfte, ging stark auseinander. Die Gestaltung des Unterrichts müßte der Lehrerkonferrenz vorbehalten bleiben, mahnte Hans Kaufmann vom Verband der Gymnasial-Schulleiter, der zugleich einen wunden Punkt ansprach: die Elternmitbestimmung erfordere eine „dauerhafte Einsatzbereitschaft auf hohem Niveau“. Und an der mangele es bereist heute. Replik von Elternsprecherin Barbara Beutner: Eltern beteiligten sich deshalb wenig, weil sie wenig zu bestimmen haben.

Das Protokoll der Mammut-Anhörung wird Senat und Bürgerschaft zur Kenntnis gereicht, ihre Bedeutung war vor allem symbolisch: wiederlegte sie doch Vorwurf, die Diskussion über Schulautonomie sei von oben aufgesetzt. Sie steckte aber auch die Breite der Debatte ab. Während die Vertreterin der Handwerkskammer begeistert Begriffe wie „Output-Orientierung“ und „modernes Controling“ als Anforderung ans autonome Schulwesen formulierte, mahnte der Rechtsprofessor Horst-Rüdiger Jach, man könne Schule nicht als Betrieb definieren. kaj