Tja: überbucht!

■ Wenn man vom Veranstalter in irgendeine Bettenburg gesteckt werden soll klein beigeben oder kämpfen?

Vorrede von Frau G.: Schreib bloß, daß es hier nicht um eine Kakerlake im Badezimmer geht und die Idioten, die schon mit einem vorgedruckten Mängellisten-Formular den Urlaub antreten!

Eine reizvolle Ferienanlage auf Mallorca, Ostern. Im Oktober hatten Frau G. und ihre Freundin, Frau D., beschlossen, Ostern auf Mallorca zu verbringen. Nun, beschließen kann man viel. Doch Mallorca war schon im Herbst beinahe ausgebucht. Zumindest die netteren Sachen. Nachdem sich Frau G. und Frau D. ausgiebig über die Frage „Wandern oder Sonnenbad“ auseinandergesetzt hatten, stellten sie fest, daß ihre erste und zweite Wahl voll waren. Also dritte Wahl: die „reizvolle Ferienanlage in der Bucht von Paguera“. Herrlicher Panoramablick, Strand 200 Meter entfernt, Haus persönlich geführt, A-La-Carte-Restaurant, nur 40 Appartements, drei Sterne, nicht billig. Na gut. Gebongt, gebucht. Alles paletti. Gut einen Monat vor Abflug kommt ein Brief.

Sehr geehrt Frau G.! Wie uns Teuerteuer-Reisen heute mitteilt, kann das von Ihnen gebuchte Hotel seinen Vertrag nicht einhalten. Der Veranstalter bietet Ihnen daher eine Alternative an. Wir bedauern, Ihnen diese Mitteilung machen zu müssen. Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie mit der Umbuchung einverstanden sind. MFG Frau Kurz-Bündig (Reisebüro Alles-Super).

Die Alternative: Ansprechende Anlage, 20 Gehminuten zum Strand, 236 Wohneinheiten, Unterhaltungsabende. Drei Sterne. Kein Aufpreis! Frau G.: „Strandferne Bettenburg!“ Erst ist sie schockiert, dann schäumt sie. Die Schweine überbuchen, und das geht auf meine Kosten. Anruf beim Reisebüro. Tja, so kurz vor Ostern... Frau Kurz-Bündig bleibt sachlich, geradezu unengagiert. Was kann sie dafür? Verspricht, sich noch mal nach Adäquaterem umzuschauen. Wird aber nichts draus. Erzürnter Anruf bei Veranstalter Teuerteuer. Der bleibt sachlich, ja lapidar und kramt unerfreuliche Ladenhüter aus dem Prospekt.

Entgangene Vorfreude: Das Schönste am Urlaub ist die Vorfreude. Wenn sie dich statt in die Wunschanlage in eine Bettenburg stecken wollen, ist Sense mit Vorfreude. Dann ist die Alternative: klein beigeben, das Leben ist hart genug – oder kämpfen. Frau G. beschloß, zu kämpfen.

Aneignung des juristischen Grundwortschatzes: Frau G. telefonierte in der Welt herum und mit der Verbraucherzentrale. Die Verbraucherzentrale hat eine Broschüre „Aus der Traum vom Traumurlaub“. Frau G. lernt Vokabeln: geringfügige oder erhebliche Leistungsänderung; zugesicherte Eigenschaften; Ansprüche vorbehalten; Fristsetzung; Selbsthilfe; Kündigung bei schwerwiegender Änderung. Frau G. setzt einen Brief auf an Teuerteuer-Reisen. „Die von Ihnen angebotenen Ersatzanlagen entsprechen in keinster Weise den zugesicherten Eigenschaften. Jeden anderen Vertrag würde ich unter diesen Bedingungen sofort stornieren. Zur Not würde ich das von Ihnen vorgeschlagene Hotel Osolemio akzeptieren, erwarte für entstandene Unannehmlichkeiten und Abstrich an Urlaubsqualität einen Preisnachlaß von 25% oder einen Leihwagen für die gesamte Zeit. Andernfalls Stornierung und Schadensersatz wegen vertaner Urlaubszeit.“

Ach ne! Einen Tag später die Antwort von Teuerteuer: ...bestätigen, daß Frau G. und Frau D. ihren Urlaub wie geplant in der reizvollen Ferienanlage in der Bucht von Paguera verbringen werden. Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

Einen Tag später erhalten irgendeine Familie oder irgendwelche befreundeten Damen einen Brief vom Reisebüro: Wie uns Teuerteuer-Reisen heute mitteilt, kann das von Ihnen gebuchte Hotel seinen Vertrag nicht einhalten. Der Veranstalter bietet Ihnen daher eine Alternative an...

Epilog: Die Überraschung ist natürlich noch größer, wenn der Urlauber von der Überbuchung erst am Urlaubsort erfährt. „Weil den Urlaubern die Strände der Türkei, Ex-Jugoslawiens, Nordafrikas und Ägyptens zu gefährlich erscheinen, ist Mallorca überbucht. Bis zu 15.000 Besucher können an heißen Augusttagen ohne Bett sein.“ Schrieb der Spiegel. Dabei geht es den Deutschen in der Regel noch Gold. Sie zahlen höhere Preise als zum Beispiel die Briten, die als erste kurzfristig Hotelkapazitäten verlieren. Immer wieder hört man von deutschen Reiseveranstaltern, die mit Briefumschlägen voll Geld die Inselhotels besuchen. BuS