Wie Bremen auf den Zehnmarkschein kommt

Bremen – nicht in aller Munde, aber in jedem Portemonnaie. Seit 1991 steht der Name unserer Stadt auf dem Zehnmarkschein, winzig und inmitten eines Dreiecksnetzes, das entwickelt wurde von Carl Friedrich Gauß (1777 bis 1855).

Warum vorne Gauß und hinten Bremen, das wissen nur wenige Menschen. Damit sich das ändert, weihte Bausenator Schulte gestern auf dem Ansgarikirchplatz eine Gedenktafel ein. Sie ehrt den großen Mathematiker Gauß, der 1823/24 auf dem 97 Meter hohen Kirchturm folgenreiche Winkelbeobachtungen anstellte. Diese waren Bestandteil von Erdvermessungen, mit denen die Figur der Erde bestimmt wurde. Daß diese eine Kugelgestalt hat, war schon um 200 vor Christus erkannt worden. Ihre Größe aber zu berechnen, bereitete Probleme, dazu mußte der astronomisch zu bestimmende Breitenunterschied im Winkelmaß und die Länge des dazugehörigen Gradbogens auf der Erdoberfläche ermittelt werden.

Gauß maß größere Strecken über Winkel und Dreiecke. Vom Ansgariiturm aus hatte der Braunschweiger einen weiten Blick in die Welt. Als Ziele peilte er u.a. Garlstedt an sowie den Kirchturm von Zeven und überzog auf der Suche nach dem Erdradius das Umland mit Dreiecken. Von den Niederlanden über Dänemark reichte das Gaußsche Vermessungsnetz bis nach Wangeroog und Hamburg.

Ohne den Ansgariiturm wäre Bremen wohl noch lange ein weißer Fleck auf der Landkarte geblieben. 1944 sackte der Turm nach einem Bombentreffer zusammen. Wo das Kirchenschiff war, entstand Ende der 50er ein Kaufhaus. Niemand dachte mehr an den großen Mathematiker. Nur Alfred Christian Arentzen (s. Bild), der Pensionär aus Garlstedt. Er überzeugte den Bausenator davon, daß Bremen den großen Mathematiker ehren müsse. Das tat Bremen denn auch, wenn auch mit einer falschen Jahreszahl auf der Gedenktafel. dah / Foto: Nicolai Wolff