Der Quotenbayer

■ Ringsgwandl über Multikulti und Mantra

Das Wort „Ringsgwandl“, dieses konsonantische Ungetüm, hat tatsächlich einen Sinn! Ein geringes, also schäbiges Gewand ist damit gemeint. Diesen Namen, der ein wunderbares Pseudonym abgeben würde, hat Georg Ringsgwandl sich jedoch nicht ausgesucht – er ist damit wirklich geboren. „Der Name hat sich mich ausgesucht, so in Form einer energetischen Mantra-Wolke vielleicht,“ so der ehemalige Oberarzt zur taz hamburg.

Vor drei Jahren verließ der heute 47jährige Ringsgwandl die Intensivstation im Kreiskrankenhaus Garmisch-Partenkirchen, um sich verstärkt der Musik zu widmen. Nicht nur seine Patienten, sondern auch Medienmenschen dürften die Kündigung bedauert haben – für letztere war es doch eine Riesen-gaudi gewesen, über den skurrilen Rocker-Kardiologen zu berichten.

Aber die Enttäuschung währte nicht lang. Weiterhin bietet Rings-gwandl genügend Stoff für Kritikermutmaßungen. Darauf, daß er ein Musiker ist, kann man sich gerade noch einigen. Aber was für einer? Rap, Ländler und Blues, Jimi Hendrix-Songs mit bayrischen Texten, Publikumsbeschimpfungen und Poesie – die Schublade, in die das reinpaßt, ist noch nicht gezimmert!

„Voraussetzung für fetten Erfolg ist“, so Ringsgwandl, „ist aber, daß man immer in die gleiche Kerbe haut. Wie die Toten Hosen, die mit ihrem Wohnzimmer-Punk die ganze Familie beglücken. Aber mehr Spaß bringt es schon, mal dieses und mal jenes zu machen.“ Weshalb er neben jener Musik in letzter Zeit auch dieses machte: Erzählungen und Theaterstücke schreiben. Erfolglos blieb er bisher beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis, doch sein Stück Die Tankstelle der Verdammten sorgte im vergangenen Jahr für 60 ausverkaufte Vorstellungen im Kölner Schauspiel.

Nun ist er mit seiner Band als „DJ Shoashy und die fidelen Lausdirndl“ auf Tour. Den Erfolg der „Ravue“ hat er von Süden nach „Norden“ (zum Beispiel Münster) und auch „am Wiener Phlegma ausprobiert“, um nun genügend vorbereitet nach Hamburg zu kommen. „Der Multikulti-Szene ist zu verdanken, daß ich als Quotenbayer in Hamburg auftreten darf“, sagt Ringsgwandl lachend, „und da misch ich mich ganz unauffällig unter Gruppen aus Ruanda oder Rußland, die ja auch für Norddeutsche Unverständliches singen.“

Nele-Marie Brüdgam

Mi., 27. bis So., 31. März, jeweils 20 Uhr, Fabrik