„Rotation der Arbeitslosigkeit“

■ Startschuß für städtische Zeitarbeitsfirma „Zeitwerk“ für Erwerbslose Von Silke Mertins

Helgrit Fischer-Menzel strahlte eineinhalb Stunden lang übers ganze Gesicht. Endlich einmal konnte die skandalgebeutelte und mit Rücktrittsforderungen überschüttete Senatorin für Arbeit, Gesundheit und Soziales etwas Positives verkünden: Den Startschuß für eine städtische Zeitarbeitsfirma mit Namen „Zeitwerk“, die Arbeitslosen die Reintegration in den ersten Arbeitsmarkt erleichtern soll. Die Bürgerschaft hatte bereits im Januar eine Anschubfinanzierung von 200.000 Mark und ein Darlehen von 300.000 Mark genehmigt.

„Die 15.000 Arbeitsplätze auf dem zweiten Arbeitsmarkt“ in Hamburg, etwa in ABM-Projekten, seien „zwar beispielhaft“, eigenlobte sich Fischer-Menzel. Doch es könne angesichts von 86.000 registrierten Arbeitslosen in der Hansestadt nicht schaden, „einen weiteren Mosaikstein“ hinzuzufügen. Sie hätte sich mit der Idee, Arbeitslose an Betriebe zu verleihen, „erst anfreunden“ müssen. Doch die Zahlen und Erfahrungen der seit 1977 in den Niederlanden praktizierten Leiharbeit „waren überzeugend“. Kopiert wurde die Zeitarbeit-Idee bereits mit großem Erfolg in Nordrhein-Westfalen, wo es inzwischen 30 Zweigstellen gibt.

„Zum Wohle des Menschen“ und um „das Engagement und den festen Willen der Stadt“ zu demonstrieren, hat Fischer-Menzel deshalb holländische Entwicklungshilfe direkt besorgt: Geschäftsführer des „Zeitwerks“ ist der 31jährige Niederländer Olof King. „Das ist kein Königsweg“, warnt King. Strukturelle Probleme seien damit nicht zu lösen. Wohl aber könnten die Chancen auf Reintegration von Arbeitslosen erhöht werden.

Arbeitgeber, die ansonsten bei Langzeitarbeitslosen gleich abwinken, könnten mit Leiharbeit risikolos „die Leistungsfähigkeit“ überprüfen. Vier Wochen beträgt die Mindestausleihzeit. Die Arbeitslosen werden bei „Zeitwerk“ fest angestellt und nach Tarif bezahlt. Und: In den „verleihfreien“ Zeiten bleibt der Leiharbeitnehmer in Lohn und Brot, kann sich weiterqualifizieren und Schwächen beheben. „Qualität ist Voraussetzung“, versuchte Geschäftsführer King schon gestern die potentiellen Arbeitgeber zu umgarnen. Die Betriebe gingen kein Risiko ein, und „das ist wichtig“.

„Wir schaffen dadurch nicht mehr Arbeitsplätze“, bleibt der DGB-Vorsitzende Erhard Pumm, der zusammen mit Kirchen, Arbeitgeberverbänden und Handelskammer „Zeitwerk“ unterstützt, realistisch. „Man kann dadurch höchstens eine Rotation der Arbeitslosigkeit erreichen.“ Außerdem, kritisieren Beschäftigungsträger, werde damit nur ein bestimmtes Arbeitslosen-Klientel, nämlich die Qualifizierten, angesprochen.

Zeitwerk, Hammmer Steindamm 44, Tel.: 040/2001052