Hilfe für verelendete Junkies

■ Bonn finanziert drei neue Stellen in der Drogenhilfe

Neue Wege in der Drogenpolitik will Senatorin Tine Wischer gehen. Junkies, die gesundheitlich und sozial verelenden, sollen demnächst „ganzheitlich betreut“ werden. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Gesundheit finanzierten Modellprogramms zur Verbesserung der Drogen- und Suchtkrankenhilfe profitiert das Land Bremen von drei neuen Stellen, allerdings auf drei Jahre befristet.

„Chronisch kranke Abhängige bleiben häufig auf der Strecke, weil sie sich in dem differenzierten Drogenhilfesystem nicht zurechtfinden“, so die Erfahrung von Anton Bartling, Mitarbeiter der Drogenberatung in der Öhlmühlstraße. Besonders für die „chronifizierten Suchtkranken“ – Abhängige in der sozialen und gesundheitlichen Verelendung – sei aber eine klare Struktur und eine personenbezogene Hilfe wichtig. „Oft rennen sie von einer Stelle zur anderen, wo sie die Hilfeleistungen auch bekommen, aber auf diese Weise können sowohl die Süchtigen als auch die Drogeneinrichtungen keine klare Linie entwickeln“, meint Anton Bartling.

Mit dem Geld aus Bonn soll nun in der Beratungsstelle im Tivoli-Haus eine „Clearing-Stelle“ eingerichtet werden, die den Werdegang von einzelnen Abhängigen verfolgt und die Hilfen der betreuenden Einrichtungen koordiniert. In Bremerhaven wird es zwei „casemanagerInnen“ geben, will sagen, zwei SozialpädagogInnen, die als AnsprechpartnerInnen für die chronisch Abhängigen da sind und die die Hilfsangbeote, vom Arzt bis zur Wohnungsvermittlung, vernetzen.

Für die Abhängigen soll so in Zukunft eine kontinuierliche Betreuung gewährleistet werden. „Wenn jemand befristet in ein Wohnprojekt aufgenommen wurde, dann muß man mit ihm nach eingier Zeit die weiteren Schritte überlegen. Also: Was ist bis jetzt passiert, worum muß der Suchtkranke sich selbst kümmern und kann er z.B. ins betreute Einzelwohnen wechseln?“ erklärt Anton Bartling die Aufgabe des neuen Modells. Unabhängig davon wollen die MitarbeiterInnen der Bremer Drogenhilfe speziell für Frauen ein besonderes personenbezogenes Betreuungssystem aufbauen.

Das Geld aus Bonn, so Bartling, komme zum richtigen Zeitpunkt. Bereits im letzten Jahr hat eine Studie dem Bremer Drogenhilfesystem sehr große Unübersichtlichkeit bescheinigt. Es fehlten Erhebungen darüber, wie die Angebote genutzt wurden und wieviele Abhängige in den letzten Jahren wirklich den Weg aus der Sucht geschafft haben. Laut Tine Wischer soll das nun anders werden: „Anbieter von sozialen Dienstleistungen müssen sich in der Tat darum bemühen, daß ihre Arbeit so effektiv und kostengünstig und so klientennah wie möglich erfolgt.“ hof