Osterwiese von unten

■ Ärmel aufkrempeln, auspacken, aufbauen

Sein Traum ist das „Top In“ nicht. Aber als das Arbeitsamt dem 23jährigen Christian W. das Auto-scooter-Geschäfte antrug, sagte er nicht nein. Seit einer Woche arbeitet er auf der Osterwiese – hinter den glitzernden Fassaden des Schaustellergeschäftes. „Osterwiese von unten“: Ärmelaufkrempeln, auspacken, aufbauen.

Es ist nicht die erste Kirmes, auf der Christian, der eigentlich aus Bremen kommt, malocht. Vor zwei Jahren warf ihn seine abgebrochene Lehre zum ersten Mal in diese Umlaufbahn. Seitdem baut er auf. Auch in Hamburg und im Heidepark Soltau. Ohne Reue, der Job hat Vorteile und seinen Reiz: „Daß man rumkommt und nicht immer in derselben Stadt, im selben Betrieb festhängt.“ Und dann die vielen neuen Leute – nirgends ist das Personal so wechselhaft wie unter Fahrensleuten. Auch deshalb war Soltau nur halb so spannend, berichtet Christian. Deshalb hat er dort schnell wieder Leine gezogen.

Paris heißt die Traumstadt. Genauer: Euro-Disneyland Paris. Da müßte er körperlich nicht so 'ran, meint er. Schon deshalb würde er dort gerne länger Station machen. Denn Autoscooter auf- und abbauen, mehr als 13 mal in der Saison, das sei hart. Höchstens zehn Jahre könne er es in diesem Geschäft aushalten. „Obwohl wir alle wie eine große Familie sind“, betont Christian, während er eine Stufe beim Autoscooter frisch streicht. Auch auf der Osterwiese gibt es Frühjahrsputz: so gründlich wie jetzt wird das Geschäft nur nach der Winterpause aufgemöbelt.

Den „Top In“ haben Christian W. und seine beiden Kollegen in zwei Tagen aufgebaut: Aufstehen um sieben Uhr, Frühstück mit den Kollegen im gemeinsamen Wohnwagen. Ab acht Uhr beginnt die Arbeit am Autoscooter. Nur in der Aufbauphase hat Christian noch pünktlich um sechs Uhr abends Feierabend. „Glücklicherweise“, sagt er. In der Betriebszeit geht sein Arbeitstag bis nachts um eins. Dann gehört zu seinen Aufgaben auch die Funktion eines „Türstehers“ – und es kommt schon mal vor, daß er bei agressiven Besuchern handgreiflich werden muß. „Aber meistens läuft alles glatt“, erzählt er grinsend. mo