Keine Neueinstellungen

■ „Bündnis für Arbeit“ zeigt wenig Wirkung bei den Stahlwerken Bremen / Regeln galten schon betriebsintern

Rund 4.300 Menschen arbeiten noch bei den Bremer Stahlwerken. An dieser Zahl wird auch das am vergangenen Wochenende unter dem großen Titel „Bündnis für Arbeit“ geschlossene Abkommen über einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen kaum etwas ändern. Werner Müller, Arbeitsdirektor der Stahlwerke, rechnet mit „höchstens 20 Neueinstellungen“ als Folge des Abkommens.

IG-Metall und die Arbeitgeber-Organisation Gesamtmetall hatten sich vor allem auf eine Drei-Stufen-Regelung für Überstunden geeinigt. Danach muß Mehrarbeit ab der 17. Stunde im Monat zwingend in Freizeit abgegolten werden. Von der ersten bis zur neunten Überstunde können die Beschäftigten zwischen Geld und Freizeit wählen. Für den Bereich zwischen neun und 16 Überstunden muß auf Betriebsebene eine Regelung ausgehandelt werden. Der Betriebsrat möchte auch in diesem Bereich Freizeitausgleich bindend vorschreiben.

Auf der Bremer Hütte gibt es eine ähnliche Überstundenregelung bereits seit einiger Zeit als „Kann-Bestimmung“. Große Arbeitsplatzeffekte sind deshalb von dem Zwang zum Überstundenabfeiern nicht mehr zu erwarten. Die Mehrarbeit bewegt sich seit Beginn der Konjunkturkrise im Stahlwerk Bremen sowieso nur noch zwischen einem und 3,5 Prozent mit sinkender Tendenz. Lediglich einige Spezialisten machen regelmäßig viele Überstunden. „Die halten sich für unentbehrlich“, erklärt sich der Betriebsratsvorsitzende Michael Breitbach diesen Umstand. Arbeitsdirektor Müller rechnet damit, daß zumindest für einige der von ihnen betreuten Bereiche Neueinstellungen nötig sein werden.

Freuen können sich allerdings die im Stahlwerk beschäftigten rund 50 Azubis. Sie alle müssen nach dem neuen Tarifvertrag nach Abschluß ihrer Lehre für mindestens sechs Monate, in hüttenspezifischen Berufen sogar für ein ganzes Jahr übernommen werden. Allerdings haben die Stahlwerke Bremen auch bisher schon alle Azubis übernommen, zuletzt im Januar. Betriebsrat Breitbach sieht trotzdem einen Fortschritt in der „jetzt vorhandenen größeren Sicherheit“.

Neu ist auch auf der Bremer Hütte die vereinbarte Regelung zur Teilzeitarbeit für über 50jährige ArbeitnehmerInnen. Sie haben jetzt einen tariflichen Anspruch darauf, ihre Arbeitszeit nach Wunsch zu reduzieren. Auf der Bremer Hütte könnte dies jedoch durchaus mehr und nicht weniger Arbeit für den ältesten Teil der Belegschaft bedeuten. Denn bisher hatte das Stahlwerk regelmäßig die über 55jährigen mit Sozialplänen in die Frührente geschickt – eine Möglichkeit, die viele angesichts der schweren und oft gesundheitsschädlichen Arbeit auf der Hütte gerne genutzt hatten.

Über die Höhe des künftigen Lohns für das Stahlkochen ist bisher allerdings noch gar nicht gesprochen worden. Der Lohn- und Gehalts-Tarifvertrag läuft noch bis Ende Mai. Bis dahin müssen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf den Zuwachs für das nächste Jahr verständigen. Bei den zentral geführten Verhandlungen werden die Bremer Stahlwerke auf beiden Seiten vertreten sein. Vorstandschef Klaus Hilker gehört zur Verhandlungsdelegation von Gesamtmetall und der Stahlwerke-Betriebsratsvorsitzende Michael Breitbach zur großen Tarifkommission der IG Metall. Ase