„Das Land ist eine Ruine“

■ Flüchtlinge aus Bosnien fordern verlängertes Bleiberecht

Eins kann der Bosnier Hasim Zecic nicht verstehen: „Ich frage mich, warum Deutschland keinen Unterschied macht zwischen Flüchtlingen und Vertriebenen“. Ein Flüchtling habe wenigstens noch eine Heimat, in die er zurücckehren kann. Als Bosnier fühle er sich aber als Vertriebener. Seine Heimatstadt Prijedor in Nordwest-Bosnien ist zerstört, die Bewohner ermordet oder vertrieben von Serben, die sich dort niedergelassen haben. Kein Ort, an den der Bosnier heute zurückkkehren möchte.

Zusammen mit rund 70 Flüchtlingen und verschiedenen Bremer Flüchtlingsinitiativen demonstrierte er gestern vor dem Rathaus. „Keinen staatlichen Zwang zur Rückkehr“ forderten die BosnierInnen. „Keiner kann nach Hause“, so ein anderer bosnischer Flüchtling. Die Situation sei in vielen Orten ähnlich wie in der Kleinstadt Prijedor: Der Krieg habe nur Ruinen zurückgelassen. Sie wollen abwarten, bis der Frieden sicherer wird und das Abkommen von Dayton umgesetzt ist.

Im Land Bremen sind von der Rückführung zum 1. Juli 144 BosnierInnen betroffen, bis zum April 1997 sollen dann alle 1.020 Flüchtlinge ausgewiesen sein. „Wir sind bereit, zurückzukehren, aber es fehlt das Programm“, so eine Bosnierin. Sie forderte einen Aufbauplan der Europäischen Union. Aus der im Rathaus tagenden Senatssitzung kam einzig Sozialsenatorin Tine Wischer vor die Tür. Gegen die von den Innemnistern beschlossene Ausweisung der bosnischen Flüchtlinge aus Bremen sei nichts zu machen. „Wir können uns nicht abkoppeln von den Beschlüssen des Bundes“, sagte Wischer. kru