Nirgendwo Eier in Sicht

■ Schwarz-grünes Gegackere geht Fritz Kuhn allmählich auf die Nerven

Stuttgart (taz) – Ausgesprochen verärgert reagierte der Fraktionschef der Grünen im baden-württembergischen Landtag, Fritz Kuhn, auf neuerliche schwarz- grüne Spekulationen seiner Partei. Nach dem Wahldebakel der SPD, so hatten Bonner Grüne geunkt, müßte sich die Partei eben nach anderen Regierungspartnern umsehen. Kuhn zu derartigen Äußerungen: „Die haben wohl im Wahlkampf geschlafen.“

Die Christdemokraten hatten vor der Landtagswahl im Südwesten ein rot-grünes Angstszenario entworfen. Wer grün wähle, führe das Land ins Chaos. „Fünf Mark pro Liter Benzin“, plakatierte die CDU, würde es die Wähler im Falle einer grünen Regierungsbeteiligung kosten und Drogen würden freigegeben. Darum: „Rot- Grün – zu schade für unser Land“.

Durch die Polemik war der Graben noch vertieft worden, der die grünen Realos im Südwesten von der CDU trennte. Dabei hatte Fritz Kuhn als einer der ersten vor Jahren gefordert, gegenüber den Christdemokraten die Berührungsängste abzubauen. Kuhn hatte damit eine Debatte angestoßen, die an vielen Frühstückstischen in und um Stuttgart stattfand, wo Tochter und Ehefrau den immer noch CDU wählenden Hausherrn anpflaumten.

Als Diskussionsthema hält Kuhn auch weiter das schwarz- grüne Farbenspiel für „hochwichtig“ – weil dadurch „die Reformunwilligkeit und Reformunfähigkeit der CDU deutlich gemacht“ werde. Eine reale Option auf ein Bündnis mit der CDU habe aber weder in Baden-Württemberg noch sonstwo im Bund jemals bestanden, ja sei heute sogar „weiter weg als jemals zuvor. Das verwechseln einige bei den Grünen. Wenn man das aber nicht voneinander trennt“, weist Kuhn das Gerede seiner Bonner Parteifreunde zurecht, „dann landet man in der politischen Beliebigkeit.“

Offensichtlich hätten einige Grüne schon genug vom Dasein als Oppositionspartei, vermutet Kuhn hinter den schwarz-grünen Munkeleien. Daß gleichzeitig jüngere CDU-Politiker wie der baden- württembergische Fraktionschef Günther Oettinger mit grünen Ideen kokettierten, sei nur „Gegackere und noch lange kein Ei“.

Solange Helmut Kohl die CDU dominiere und domestiziere, hält Kuhn Schwarz-Grün lediglich für „eine kulturelle Debatte. Vielleicht tut sich ja etwas in der CDU nach Kohl, vielleicht bricht da was auf.“ Das werde man beobachten. Phillip Maußhardt