Immer Ärger mit T-Offline

Vielleicht werde ich mir den Spaß gönnen und ein paar AT&T-Aktien kaufen, wenn die Telekom im Herbst an die Börse geht. Deren Aktien kaufe ich jedenfalls nicht, soviel steht fest. Und wenn es die Herren Waigel, Sommer, Bötsch und Kröske auf dem Spiegel-Foto zum Börsengang am Zeigefinger juckt und beim Kratzen desselben etwas entsteht, was ein „T“ symbolisieren soll, aber wie ein doppelter Effenberg aussieht, dann juckt es auch mich. Klammheimlich strecke ich ihnen den Effi mit dem richtigen Finger entgegen. Nein, die nach bester Abzocker-Manier durchgeführte Tarifreform habe ich noch nicht vergessen, die monatliche Telefonrechnung erinnert mich immer wieder daran. Da helfen keine Anzeigen und Werbespots, und da hilft auch kein Werbebrief, in dem ich aufgefordert werde, mich für den kostenlosen Informationsdienst zum Börsengang registrieren zu lassen.

Den jungen Mann auf dem Titel der Werbebroschüre scheint es ebenfalls am Finger zu jucken. Kein Wunder, denn auf Seite 3 wird T-Online als der „ultimative Online-Dienst“ angepriesen und über Internet-Anschluß „ein direkter Zugang zum Wissen der Welt“ versprochen. Nur funktioniert der nicht immer, wie er sollte. Das beginnt mit den katastrophalen Zuständen beim

E-Mail-Verkehr. Der Mailserver ist oft stunden- und tagelang nicht erreichbar, dann braucht E-Mail oft länger als die gelbe Post, landet mitunter bei falschen Empfängern oder verschwindet ganz im T-Nirvana. Das Argument „Fehler bei der Adressierung“ mag ich nicht gelten lassen, schließlich ist es kein Problem, das Ganze anwenderfreundlicher zu gestalten und je ein Eingabefeld für Name und Adresse einzurichten. Dann ist das sauber getrennt, der Name wird zwar übermittelt, bei der Adressierung jedoch nicht ausgewertet.

„Mit ISDN sprinten Sie durchs Internet“, verspricht die Telekom. Fehlanzeige auch das: Selbst die T-Online-nahe Zeitschrift com! stellt fest, daß der Zugriff aufs Internet nicht schneller ist als mit einem herkömmlichen High- speed-Modem. Mag sein, daß die Ursache dafür nicht die Telekom, sondern das Internet selbst ist, aber dann darf man nicht solch irreführende Werbung betreiben. Mag auch sein, daß die Telekommunikation der Zukunftsmarkt überhaupt ist und daß die Aktie reale Chancen hat. Aber statt Millionen für Imagepolitur auszugeben, sollte die Telekom zuerst dafür sorgen, daß ihre Dienste gut und zuverlässig funktionieren. Sonst entpuppt sich die frischgebackene AG als das, was Online- Pioniere schon immer waren: ein Haufen von Telekomikern.