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■ Die Briten und BSE – keine Ahnung von MarktpsychologieEine verhängnisvolles „No“

Das soll den Markt beruhigen? Da beharken sich die EU-Agrarminister vierzig Stunden lang, schlagen sich zwei Nächte um die Ohren und beschließen endlich einen Acht-Punkte-Katalog gegen den Rinderwahnsinn – nur damit die Briten am Ende dagegen stimmen. Nicht irgendein Mitgliedsstaat, ausgerechnet diejenige Regierung, die den Großteil der beschlossenen Maßnahmen hinterher umsetzen muß. Das schafft Vertrauen! Da bekommt man so richtig das Gefühl, daß der Gesundheitsschutz jetzt endlich mit ganzer Entschlossenheit an die erste Stelle gesetzt wird.

Treuherzig verkündete Londons Landwirtschaftsminister Douglas Hogg nach der Sitzung, seine Regierung werde sich natürlich an die Beschlüsse halten. Er habe nur dagegen gestimmt, weil das „wissenschaftlich nicht gerechtfertigte“ totale Exportverbot für britisches Rindfleisch auf unbestimmte Zeit aufrechterhalten wird.

Diese britische Regierung sollte dringend eine Marktpsychologin einstellen, die ihnen erklärt, warum das Exportverbot überhaupt verhängt wurde. Doch nicht, weil das Rätsel BSE wissenschaftlich völlig gelöst werden konnte. Man wollte doch vor allem Notmaßnahmen treffen, bevor die grassierende Unsicherheit zu einem völligen Zusammenbruch der Rindfleischmärkte führt. Und es kann nun einmal niemand bestreiten, daß bisher 99 Prozent der verrückt gewordenen Rinder von der Insel stammen. Ist die britische Regierung denn erst dann zufrieden, wenn es allen Rindfleischfarmern Europas so schlecht geht wie denen im eigenen Lande?

Immerhin verhindert das gegen die Stimme Londons durchgesetzte Exportverbot nicht nur, daß englisches Beef in anderen Staaten heimlich umetikettiert wird. Es stellt auch sicher, daß es dort nicht in andere Lebens- und Arzneimittel sowie Kosmetika eingearbeitet werden kann und dann unerkannt in Verkehr gerät.

Die britische Regierung muß endlich begreifen: Gerade weil ihre Ansicht stimmt, daß ein Großteil der Maßnahmen wissenschaftlich nicht zwingend ist und nur der Marktberuhigung dienen, muß sie doch alles tun, damit dieses auch in ihrem Interesse liegende Resultat möglichst bald eintritt. Aber nein, mit ihrer Gegenstimme wecken sie erst recht den Argwohn der verängstigten Verbraucher. Selber schuld, kann man da nur sagen. Christian Rath, Brüssel

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