Für das Ostkreuz steht das Signal auf „Stop“

■ Denkmalbehörde legt gegen Umbau durch die Bahn ihr Veto ein

Die Landesdenkmalbehörde hat den Bahnplanern in der Stadt erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ebenso wie bei den Sanierungsarbeiten an der Hochbahntrasse zwischen Görlitzer Bahnhof und dem Lausitzer Platz, die vorerst eingestellt werden mußten, legten die Denkmalschützer nun auch ihr Veto gegen den geplanten 850 Millionen Mark teuren Umbau des S-Bahn-Knotens Ostkreuz ein. Die Behörde stellte die Bahnhofsanlage unter Schutz. Das bedeutet, daß die alten Stahl- und Eisensäulen, die Dachkonstruktionen sowie die Brückenbauten nicht abgerissen oder verändert werden dürfen.

Offensichtlich hat es zwischen dem Denkmalamt und der S-Bahn-Leitung über die Sanierungsmaßnahmen keine Abstimmung gegeben. Der S-Bahn, so die Lichtenberger Denkmalpflegerin Christa Heese, hätte seit langem bekannt sein müssen, daß das Ostkreuz als erhaltenswert eingestuft worden war. Den Planern droht nun, daß sie gemeinsam mit der Denkmalbehörde ein neues Modernisierungskonzept erarbeiten müssen. Die daraus resultierende Zeitverzögerung könnte für die S-Bahn erhebliche Mehrkosten verursachen.

S-Bahn-Boß Axel Nawrocki will das marode Ostkreuz zu einem neuen Knotenpunkt für Stadtbahnen und Regionalzüge umbauen. Die Bahn beabsichtigt dabei, nicht allein die Gleise, Bahnsteige und Dachkonstruktionen zu erneuern, sondern auch die Trassen für den Ost-West-Verkehr vollständig umzubauen. Ziel ist es, alle Ost-West- Züge an einem zentralen Bahnsteig halten zu lassen. Zugleich soll ein eigener Bahnsteig für den Regionalverkehr errichtet werden. Außerdem ist geplant, die Übergänge zu den aufgestelzten Nord- Süd-Trassen zu renovieren.

Die S-Bahn hatte seit 1990 auf einen Umbau des Bahnhofs Ostkreuz gedrängt. In diesem Jahr sollte endlich ein Vorentwurf auf dem Tisch liegen, Baubeginn für das Mammutprojekt war für 1998 vorgesehen. Nawrocki hält die Sanierung für nötig, weil an der „wichtigen Bahnanlage täglich weit mehr als 100.000 Fahrgäste ein- und aussteigen“.

Das Ostkreuz war nach der Jahrhundertwende als großer Umsteigebahnhof von der östlichen Ringbahn zur Ost-West-Fahrt errichtet worden. Heute treffen sich hier sechs Linien im Ost-West- Verkehr (S3, 5, 6, 9 und 75) mit zwei Ringlinien (S8 und S10). Innerhalb von 24 Stunden rollen 1.348 Züge durch den Bahnhof. Rolf Lautenschläger