■ Querspalte: To pay or not to pay
Übers Fernsehen zu sprechen ist mindestens genauso schön, wie nachzudenken übers Leben. Und auch demokratisch, denn ein jeder läßt sich gern von den kleinen Leuten unterhalten, die in den Kästen ihre Späße machen.
Und übers Fernsehen zu reden ist ja auch angebracht, seitdem Bertelsmann mit RTL fusionierte und alle Welt die Grundversorgung gefährdet sieht und die Schatten der totalen Atomisierung wegen tausend Pay-TV-Kanälen drohend drohen. Da wird man dann mit neuen Bekannten nur noch über besonders gelungene Fernsehapparatgestaltungen sprechen können, bis alles wieder normal sich anfühlt.
Pay-TV also. Eine Freundin, mit der ich neulich über Dinge sprach, für die man noch nie Geld ausgegeben hat, fand es so schon völlig unmöglich, auch nur einen Pfennig an TV-Gebühren auszugeben, auch wenn sie – im Gegensatz zu mir – eigentlich jeden Abend mit großer Freude vor allem Tierfilme und Regionalfernsehberichtsreportagen guckt. Fernsehen sei doch Grundversorgung und Menschenrecht, meinte sie, und deshalb sehe sie nicht ein, auch nur einen Pfennig zu zahlen. Das wäre ja noch schöner. Für die U-Bahn Geld auszugeben, das fand sie dagegen okay. Da werde man doch von da nach da gebracht.
Für mich war es eher umgekehrt. Während die U-Bahn von mir kein Geld kriegt, weil die gefälligst umsonst zu sein hat und das öffentliche Nahverkehrswesen in Berlin hochgradig verblödet ist, fand ich es ganz okay, Fernsehgebühren zu zahlen, auch wenn ich da zuweilen schwanke, wenn Gebührenerhöhungen damit begründet werden, daß man doch Schritt halten müsse mit technischen Innovationen und virtuellen Nachrichtenstudios und neuartigen Spaßmachern und so Sachen.
Nein danke! Weg damit und nur noch gucken, um zu sehen, was die anderen gucken, ist auch blöd – und es gibt ja auch Kettenraucher, die noch nie ein Feuerzeug gekauft haben.
Detlef Kuhlbrodt
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