Wasserträger für Profs

■ Der Mittelbau an der Bremer Uni wird stark ausgebaut werden, gleichzeitig sollen Wissenschaftliche MitarbeiterInnen nur noch drei Jahre promovieren

Nicht mehr StudentIn und noch nicht Prof: Das ist der „Mittelbau“. Hier arbeiten die sog. WiMis, die Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, die traditionell für die „Wasserträger der Profs“ gehalten werden. Die Bremer Reformuni hielt seinerzeit nicht viel von Hierarchie, darum war der Mittelbau zunächst kaum entwickelt. Doch die Zeiten ändern sich: Der Hochschulentwicklungsplan sieht in den nächsten Jahren einen Ausbau des akademischen Mittelbaus vor. Nach dem Willen der Zukunftsstrategen soll die Zahl der von der Uni bezahlten WiMis bis zum Jahre 2010 von 541 auf 572 steigen. Dafür werden 50 von derzeit 345 Professuren wegfallen.

Die Studienzeit ist für WiMis auch nach Annahme einer Promotions- oder einer Habilitationsstelle nicht unbedingt vorbei. „Durch kurze Zeitverträge und Abhängigkeitsverhältnisse werden diese Menschen erstmal klein gehalten“, beklagt Monika Rothweiler, wissenschafltiche Assistentin im Fachbereich Behindertenpädagogik. Sie ist Mitarbeiterin im KRAM, dem „Kollegiumsrat der Akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Der KRAM hat jetzt in einer Befragung festgestellt, daß die Arbeitsbelastung der WiMis fast das doppelte dessen beträgt, was vertraglich vereinbart ist. „Sogar das eigentliche Ziel, nämlich zu promovieren,“ weiß Elmar Erkens, Sprecher des KRAM und WiMi im Fach Wirtschaftswissenschaften, „ist bei vielen gefährdet.“

Und nun zwingt die unsichere Haushaltslage die Uni auch noch zu erheblichen Einsparungen im Mittelbau; besonders DoktorandInnen sind betroffen. Während laut Hochschulrahmengesetz bis zu 5 Jahre für die Promotion zur Verfügung stehen, wird jetzt in Bremen ein Deputationsbeschluß von 1991 durchgesetzt. Danach ist eine Verlängerung des Arbeitsvertrages mit der Uni nach drei Jahren nur in Ausnahmefällen möglich. PromovantInnen bliebe dann nur noch die Hoffnung auf ein Abschlußstipendium, um ihre Doktorarbeit zu beenden.

WiMis wehren sich nicht. Zu ihren Aufgaben gehören Lehre, Forschung und zu einem Drittel Dienstleistungsaufgaben für Doktorvater oder -mutter. Daneben arbeiten sie entweder an ihrer Promotion oder Habilitation. DoktorandInnen, die eine akademische Karriere machen wollen, müssen unentwegt ihre Zuverlässigkeit und Loyalität bewiesen haben – um vielleicht einmal eine der wenigen festen Stellen zu bekommen. Das macht sie abhängig. Sozialwissenschaftler Gerhard Zacharias, ebenfalls KRAM-Mitglied, hat den deutschen Wissenschaftsbetrieb als Ursache des Übels ausgemacht: „Unter den gegebenen Verhältnissen können die Leute die Rechte, die sie eigentlich hätten, nicht wahrnehmen, weil sie in einem inneren und tatsächlichen Abhängigkeitsverhältnis zu den Hochschullehrern stehen.“

Ausweichen auf einen anderen Doktorvater hilft auch nicht immer, besonders wenn man sich mit speziellen Sachgebieten beschäftigt, für die es nur wenige Spezialisten gibt. So berichtet Zacharias von einer Doktorandin, die nach einem Streit mit dem Doktorvater bald überall verschrien war und große Schwierigkeiten hatte, einen neuen Betreuer zu finden. Unter diesen Umständen verwundert es nicht, daß WiMis so selten aufmucken. Wenn der Prof mitten in der Nacht anruft und Anordnungen gibt – da trauen sich nur wenige, auf ihren Feierabend hinzuweisen. llg/BuS