Der Amtsweg ist ausgeschlossen

■ Auf dem Domshof wird ein weiterer Brunnen gebaut – gegen die kritischen Stimmen der Fachleute

Der Neptunbrunnen auf dem Bremer Domshof wird in diesem Sommer ein Pendant bekommen: Eine riesige, wasserspeiende Weltkugel soll am gegenüberliegenden Ende des Platzes aufgestellt werden. Das Datum des feierlichen ersten Wasserstrahls steht schon fest: der 1. Juli. Ebenso der ausführende Künstler: Bernd Altenstein, Bildhauer und Professor der Bremer Kunsthochschule. Der Auftrag ist erteilt, detaillierte Entwürfe liegen vor – und ebenso ein Veto des „Beirats für Kunst im öffentlichen Raum“. Noch ein Wasserspeier neben dem umstrittenen Neptunbrunnen – „Unsinn“, sagt Beiratsmitglied Hermann Stuzmann. Nützen wird der Einspruch allerdings nichts. Denn öffentliche Gremien sind an der Entscheidung gar nicht beteiligt: Auftraggeber ist die Deutsche Bank, die den Brunnen als Schenkung an die Stadt gibt.

An sämtlichen Fachleuten, die bei der Stadt über Kunst und Stadtgestaltung beraten, ist die Entscheidungsfindung vorbeigegangen. „Weder beim Bauressort noch bei uns hat jemand was gewußt“, sagt Hans-Joachim Manske vom Kulturressort. Grund: Die Entscheidung nahm der Bürgermeister selbst seinen Leuten ab. Die kunstsinnigen Herren der Deutschen Bank wurden nämlich bei Henning Scherf persönlich vorstellig. Der habe die Schenkung freundlich per Kopfnicken angenommen – so wurde es jedenfalls den Behörden mitgeteilt, die erstmals vor drei Wochen von den Bänkern informiert wurden.

Daß so locker über die Möblierung öffentlichen Raums befunden wird, ist nun nicht gerade der übliche Fall. „Wenn die Deutsche Bank sich sowas in ihren Innenhof stellen will, hat ja niemand was dagegen“, sagt Hermann Stuzmann. Aber daß ein Platz in der City mit Kunst bestückt wird, ohne den Fachbeirat, geschweige denn die Stimmen aus dem Stadtteil zu hören – das verdrießt die Kunstexperten. Früher, erinnert sich Manske, habe man bei derartigen Schenkungen zunächst die Fachressorts um ihre Meinung gefragt. Beim Neptunbrunnen waren vor vier Jahren sogar die Bürger selbst gefragt: Die drei besten Entwürfe des Wettbewerbs wurden zwei Wochen lang in der Bürgerschaft gezeigt und alle Bremer waren aufgerufen, sich zu äußern. Aber in Zweifelsfällen, heißt es bei der Pressestelle des Senats, „geht sowas auch mit mündlicher Absprache“.

Die eilig einberufene Sondersitzung des Kunstbeirats in der vergangenen Woche geriet so zur Farce. Mehrheitlich sprach man sich dort gegen den Standort Domshof aus. „Ein so wichtiger Platz hätte zumindest einen beschränkten Wettbewerb verdient gehabt“, sagt Stuzmann; „eine vertane Chance“. Vielleicht, ahnt auch Manske, „hätte es noch ganz andere Alternativen gegeben.“ Die Konkurrenz zum Neptunbrunnen empfinden jedenfalls alle Fachleute als mißlich. Schließlich muß der Domshof ohnedies weitere Aufbauten verkraften: Bekanntlich ist ein gläsernes Café auf dem Platz geplant.

Doch die Kritik der Kunstverständigen wird wohl nichts mehr ändern. „Das wird der Deutschen Bank jetzt einfach mitgeteilt, ohne Kommentar von uns“, sagt Manske. Weitere Schritte amtlicherseits werde es nicht geben. Schließlich „mußte alles ganz schnell gehen“. Zwar muß der neue Altenstein-Brunnen zeitweilig sogar wieder verschwinden, wenn das Glascafé gebaut wird. Am Datum 1. Juli werden die Schenker dennoch festgehalten, wie die Deutsche Bank gestern bestätigte. Das Geldinstitut feiert in diesem Jahr nämlich sein 125jähriges Bestehen und will sich pünktlich an prominentem Ort verewigen. tw

Schließlich „mußte alles ganz schnell gehen“. Zwar muß der neue Altenstein-Brunnen zeitweilig sogar wieder verschwinden, wenn das Glascafé gebaut wird. Am Beschluß und am Datum 1. Juli werden die Schenker dennoch festgehalten, wie die Deutsche Bank gestern bestätigte. Das Geldinstitut feiert schließlich sein 125jähriges Bestehen und will sich pünktlich an prominentem Ort in Szene setzen. tw