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Andreotti-Prozeß platzt

■ Richterin erkrankt. Nur geringe Teile des Verfahrens sind noch zu retten

Rom (taz) – Wegen einer schweren Erkrankung der Beisitzenden Richterin Vincenzina Massa ist gestern in Palermo der Prozeß gegen den siebenmaligen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti geplatzt. Der Politiker steht seit Herbst vergangenen Jahres vor Gericht. Er ist der Bildung mafioser Banden angeklagt.

Nachdem das Gericht alle möglichen nach dem Strafverfahrensrecht erlaubten Pausen und Aussetzungen erschöpft hat, bleibt jetzt nur noch ein „da capo“. Umsonst waren die vier Monate teilweise schwerer Auseinandersetzungen zwischen Anklage und Verteidigung und die Anhörung zahlreicher Mafiaaussteiger. Allenfalls ein Teil der „Präliminarien“ läßt sich vermeiden, so etwa die Zuständigkeit des Gerichtssitzes, die bereits von höheren Instanzen abgesegnet wurde. Der Gerichtshof als solcher wird wahrscheinlich der gleiche wie bisher bleiben, nur die erkrankte Richterin wird ersetzt.

An sich stehen für alle Mitglieder des Gerichtshofs Ersatzrichter zu Verfügung. Im Fall von Vincenzina Massa liegen die Dinge etwas anders: Sie war gleichzeitig Berichterstatterin, und als solche kann sie eben nicht einfach ersetzt werden.

Für Andreotti, der mittlerweile 78 Jahre alt ist, bedeutet all das freilich keine besonders lange Atempause. Bereits heute muß sich der Exregierungschef vor einem anderen Gericht verantworten, in Perugia. Bei diesem Prozeß geht es um Anstiftung zum Mord an einem Journalisten, der 1978 Enthüllungen über Schmiergeldverfilzungen Andreottis angekündigt hatte. Auch damals sollen Mafiosi zur Tat herangezogen worden sein. Werner Raith

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