Scheichs waren pleite
■ Bilanz bei Blohm & Voss: Rote Zahlen und immer mehr Rüstungsaufträge
Bilanzen lassen sich vielseitig interpretieren. So auch die der Großwerft Blohm & Voss vom Geschäftsjahr 1993/94. Während der Werften-Vorstand rote Zahlen bilanzierte, machte sich der „Informationskreis Rüstungsgeschäfte in Hamburg“ an die Bilanz der Bilanz.
Bilanz Nummer 1, die hochoffizielle: Nach Angaben von Vorstandssprecher Peter Beer hat die Großwerft das Geschäftsjahr 1993/1994 mit einem Verlust von 18 Millionen Mark abgeschlossen. Schuld daran seien vor allem Auftragseinbrüche bei den Schiffsreparaturen. Zudem habe sich ein von der Werft entwickelter Luftkissenkatamaran ebenso als unverkäuflich erwiesen wie Luxusjachten für betuchte Privatleute. Beer: „Zwei Projekte standen vor dem Abschluß, doch dann ging den Scheichs das Geld aus“.
Auch der Personalabbau – in den vergangenen Monaten wurden 700 Arbeitsplätze gestrichen – hat im vergangenen Geschäftsjahr noch keine Kosten eingespart. Weitere 150 Stellen stehen zur Disposition. Steigende Erlöse hingegen konnten vor allem bei der Schiffsproduktion verbucht werden, die von militärischen Aufträgen dominiert wird.
Das kritisiert vor allem der „Informationskreis Rüstungsgeschäfte“ in seiner Bilanz der Bilanz. Er sieht in der Fixierung der Werft auf den Bau von Kriegsschiffen die Ursache für deren Talfahrt. „Die Umstellung auf zivile Geschäftsfelder“ werde „nur schwerfällig auf den Weg“ gebracht. 16 Kriegsschiffe wurden nach Angaben der Rüstungsgegner im vergangenen Geschäftsjahr gebaut, wobei neben den verfeindeten Nachbarn Türkei und Griechenland vor allem der süd-ost-asiatische Raum und das pazifische Becken die Adressaten waren.
Da neben seetüchtigen Fregatten von Blohm & Voss auch Bauunterlagen verkauft werden, setzt die Werft immmer mehr Länder in den Stand „den Weltmarkt mit Kriegsschiffen zu überschwemmen“ und so die Rüstungsspirale anzukurbeln. Für den Informationskreis werden so von der Werft „politische Bedenken unter der Dividenden-Habsucht begraben“. mac
