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Bonjour tristesse, hÛllo Wahnsinn

■ HSV 0:0 gegen den SC Freiburg und morgen in Kaiserslautern

Spätestens seit Christian Zieges Zitat vom Mittwoch abend weiß man: Die Liga ist verrückt. Da gurkt sich der HSV mit seinem Tabellennachbarn SC Freiburg ein klägliches 0:0 zurecht und wird dafür auch noch mit Rang sechs belohnt.

Doch man trat nicht nur hinsichtlich des Tabellenplatzes auf der Stelle – auf dem von den Stollen der Blue Devils-Footballer arg ramponierten Rasen machte der HSV zwar Druck, zeigte fast Pressing der Happelschen Art – doch das Geschehen spielte sich meist nur zwischen den vom letzten Footballspiel noch durchschimmernden 10yard-Linien ab: Die Strafräume waren No-Man's-Land.

Es herrscht Fußballtristesse, was fast 19.000 Zuschauer bestätigen dürften. Richard Richie für Deutschland Golz schien in der 58. Minute nicht mal mehr seine Mitspieler zu erkennen, als er Alain Sutter die größte Freiburger Torchance ermöglichte, indem er ihm den Ball direkt vor die Füße warf, und Jörg Albertz spielte spitznamengemäß Ali-bi-Fußball. Einzig Stéphane Henchoz verdiente sich Bestnoten – der 22jährige Schweizer hatte nicht nur die größte Hamburger Chance, sondern stand auch bei allen Zweikämpfen immer goldrichtig. Was man vom eingewechselten Stefan Schnoor zumindest kurz vor Fofftein nicht gerade behaupten konnte: Albertz bolzte seinem Mannschaftskollegen per Fernschuß das Standbein weg, und der fiel wie ein Klappstuhl um.

Daß hier die beiden ersten Anwärter auf einen UI-Cup-Platz spielten, durfte und mochte einfach keiner wahrhaben. Felix Magath, zur Zeit erfolgloser Hobby-Psychologe für frustrierte HSV-Spieler, konnte immerhin mit der zuletzt katastrophalen Abwehr zufrieden sein.

Noch trostloser wurde es für den eigentlichen Hauptdarsteller: der neuen HSV-Bierbüchse. Hoch angepriesen und im schicken Blau gehalten, würdigten Magath und Kollege Volker Finke die „Dosen mit Sammelcharakter“ keines Blickes, geschweige denn eines Schluckes. Auf besagtem Getränkebehältnis prangt bereits die Unterschrift von Jörg Albertz, der sich derzeit noch ziert, sich per Signet länger an den HSV zu binden. Bei den derzeitigen Verhältnissen ist dies jedoch nicht weiter verwunderlich. Wer an der Stelle des Jung-Nationalspielers nicht zögerte, wäre wohl verrückt. M. Golob

Morgen um 15.30 Uhr spielt der HSV beim 1. FC Kaiserslautern.

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